Serie: Gefühlssache 

Papa, warum weinst du nie?

Viele Söhne wurden von gefühlskalten Vätern aufgezogen. Nun sollen - und wollen - sie selbst anders agieren.

Frauen weinen im Jahr bis zu 64 Mal. Männer nur bis zu 17 Mal. Das hat die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft einmal erhoben. Einer britischen Studie zufolge empfindet es jeder fünfte Mann als Schwäche, seine Gefühle offen zu zeigen. Auch in Österreich fühlt sich der Großteil damit unwohl, vor anderen zu weinen, das ergab eine repräsentative Studie des Marktforschungsinstituts Spectra. Ähnliche Zahlen liefert abermals eine Umfrage aus Deutschland von GfK Marktforschung Nürnberg und der „Apotheken Umschau“, wonach es 45 Prozent der Männer gar als „besonders peinlich“ empfinden, vor Anderen zu weinen. 

Dazu muss man wissen, die Differenz der ophthalmologischen Niederschlagsmenge zwischen den Geschlechtern besteht nicht von Geburt an, bis zum 13. Lebensjahr weinen Buben und Mädchen in etwa gleich viel. Die männliche „Heulscham“ setzt demnach erst im Jugendalter ein. Fast jeder zweite Mann weint der deutschen Studie zufolge überhaupt nie, und wenn doch einmal geweint wird, dann jedenfalls kaum geschluchzt. „Männer weinen heimlich“, so sang es Herbie schon Mitte der Achtzigerjahre. Das Männerbild sämtlicher Karl-May-Filme hat (neben gesellschaftlichen Strukturen versteht sich) ganze Generationen geprägt. Kein Wunder also, dass die wenigsten Kinder ihre Väter schon einmal weinen gesehen haben. Der Dortmunder Jugendstudie aus 2005 zufolge kennen knapp 60 Prozent diesen Anblick nicht, bis heute dürften sich die Zahlen kaum geändert haben. 

Tradition, trotz Emanzipation 

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.