Konsequenzen

Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger: „Auf einmal checke ich: Ich bin hier als Sexobjekt“

In Deutschland will man die Rammstein-Konzerte nun sicherer machen.
In Deutschland will man die Rammstein-Konzerte nun sicherer machen.IMAGO/Carlos Santiago/ Eyepix Group
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Eine Influencerin untermauert zahlreiche Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann. Die Münchner Grünen fordern Maßnahmen für den Konzertbetrieb.

Zahlreiche Konzertbesucherinnen haben schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann erhoben, den Frontmann von Rammstein. Ihr Berichte ergänzen sich zu einem Bild, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer weitreichenden Recherche dazu. Geschildert werden regelrechte Castings, bei denen Frauen nach optischen Kriterien ausgewählt und mit Backstage-Bändchen und Alkohol versorgt werden. Einige von ihnen dürften mit dem Sänger Lindemann zusammengeführt worden sein, nicht selten sei eine solche Zusammenkunft in sexuellen Übergriffen gemündet. Auch Drogen seien im Spiel gewesen. Die Frauen äußerten sich, nachdem eine Konzertbesucherin aus Irland, Shelby Lynn, im Netz Vorwürfe gegen den Musiker erhoben hatte.

Am Montag bekräftigte YouTuberin Kayla Shyx in einem über 30-minütigem Video die Vorwürfe gegen die Band. Sie selbst sei am 4. Juni 2022 bei einem ihrer Konzerte gewesen und von einer Frau namens Alena Makeeva zur Aftershowparty eingeladen worden. Ihre Schilderungen untermauert die mittlerweile 21-Jährige mit Foto- und Videomaterial, etwa Screenshots und Aufnahmen vor Ort. Zusammen mit anderen jungen Frauen sei sie in ein Hinterzimmer geführt worden um auf Till Lindemann zu warten. Auf der Toilette habe Shyx von einer anderen Anwesenden erfahren, dass Lindemann sich unter ihnen Frauen aussuchen soll, um mit ihnen Sex zu haben. „Auf einmal checke ich: Ich bin hier als Sexobjekt“, erzählt sie. Daraufhin sei sie panisch geworden und gegangen. Ihr ehemaliges Management und Bekannte aus der Branche hätten ihr geraten, nicht darüber zu sprechen. „Alle haben es kleingeredet. Ich hatte einfach Angst. Ich habe auch jetzt Angst, das Video zu drehen.“

Die Band wiegelte erst einmal ab, spürt nun aber wie Lindemann selbst erste Konsequenzen. Der Verlag Lindemanns, Kiepenheuer & Witsch, bei dem zwei Gedichtbände des Sängers erschienen sind, hat die Zusammenarbeit mit dem Künstler mittlerweile beendet. Das Mitgefühl gelte den betroffenen Frauen, heißt es dazu in einer Stellungnahme.

„Safe Spaces“ & „Awareness-Teams“

Auch soll Rammstein in nur wenigen Tagen mehrere Konzerte in München spielen. Die Grünen drängen die Stadt jetzt darauf, die Konzerte unter Auflagen sicherer zu machen. Der Münchner „Abendzeitung“ liegt ein entsprechender Antragsentwurf vor. Es soll geprüft werden, ob die sogenannte „Row Zero“ verboten werden kann, ein separater Bereich direkt vor der Bühne. Die Nuller-Reihe spielt wohl eine gewichtige Rolle im mutmaßlichen System: Frauen seien dorthin eingeladen worden, um später der Band übermittelt zu werden.

Auch plädieren dir Grünen für sogenannte „Safe Spaces“, also Schutzbereiche, bei derartigen Großkonzerten im städtischen Raum. Bereiche, in denen Frauen geholfen werden kann, sollten sie sich unwohl fühlen oder in Not sein. Als Beispiel dient die Aktion „Sichere Wiesn“ beim Oktoberfest. „Awareness-Teams“, also speziell geschulte Teams, sollen außerdem auf Konzerten unterwegs sein, um Ansprechpartner in unangenehmen oder gefährlichen Situationen zu sein - auch bei Verdacht auf sexuelle Übergriffe. In der Rave-Szene gehört ein solches Team bereits zur Tages- oder Nachtordnung. Für ihren Antrag konnten die Münchner Grünen die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) und die Linke als Mitunterzeichner gewinnen. Er wurde bereits beim Münchner Stadtrat eingebracht.

Der Veranstalter der Rammstein-Konzerte habe sich angeblich schon vor dem Antrag dazu bereit erklärt, auf die Nuller-Reihe zu verzichten - aus Sicherheitsgründen. Zumindest sei sie nicht zugänglich für Fans. „Awareness-Teams“ wurden außerdem zugesichert. Und nach Angaben der „Abendzeitung“ sollen auch die Aftershowpartys abgesagt worden sein. (evdin)

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