Solare Zukunft: Stündlich fast 600 Millionen Vorhersagen

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Wie die digitale Transformation in der Solar- und der Baubranche schon heute einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet.

Wie man die Macht der Daten und intelligenter digitaler Werkzeuge für Nachhaltigkeitsbelange nutzen kann, zeigt etwa das australische Start-up Solcast, das Echtzeit-, historische und prognostische Schätzungen der verfügbaren Sonneneinstrahlungsressourcen rund um den Globus erstellt. Dazu müssen Bilder von fünf geostationären Wettersatelliten verarbeitet werden, die alle fünf bis 15 Minuten Schnappschüsse der Erde aus dem Weltraum machen. „Jedes dieser Bilder muss innerhalb von zehn Sekunden durch Algorithmen zur Geokodierung, Qualitätskontrolle und Berechnung der Sonneneinstrahlung verarbeitet werden, bevor es in unsere Vorhersagealgorithmen einfließt. Im Anschluss an diesen Schritt berechnen wir stündlich fast 600 Millionen Vorhersagen, um eine Reihe von Ergebnissen für die kurzfristige Verfügbarkeit der Wolkendecke (bis zu vier Stunden im Voraus) zu erfassen“, erläutert Chief Technology Officer Nick Engerer.

Das auf AWS gehostete Solarprognosesystem liefert heute Live- und Prognosedaten zur Sonneneinstrahlung und -leistung an Kunden auf sechs Kontinenten. Solcast hat sich zu einem Anbieter von Betriebsdienstleistungen für den Netzbetreiber von Vietnam (EVN), den australischen Energy Market Operator und eine Vielzahl von Solarparkbetreibern auf der ganzen Welt entwickelt. „Wir haben jetzt über 3000 Nutzer unserer API-Dienste, die das Solcast API Toolkit nutzen, um ihre eigenen großen und kleinen Solarprognose-Websites einzurichten, sowie Forscher, die bei der Anmeldung kostenlosen Zugang zu unseren Technologien erhalten“, erzählt Engerer. „Mit Blick auf die Zukunft hoffen wir, den nächsten großen Durchbruch in der Solarbranche zu ermöglichen. Wir müssen uns mit den Personen und Organisationen verbinden, die überall Solaranlagen planen, einrichten und betreiben, um eine solarbetriebene Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen.“

Plattform für Infrastrukturprojekte

Ein anderes Beispiel: eine Kooperation von IBM Services mit dem globalen Anbieter von Baustoffen, LafargeHolcim, zur Entwicklung der weltweit ersten digitalen Plattform für die Optimierung von Straßenbaulösungen, Oris. Der Hintergrund: Jedes Jahr werden weltweit 700.000 km neue Straßen gebaut. Die Wahl der Materialien und des Belags wirkt sich auf bis zu 60 Prozent der Kosten eines Straßenbauprojekts und auf etwa 85 Prozent der dabei verursachten Treibhausgasemissionen aus. Die meisten Infrastrukturen werden nach standardisierten und historischen Methoden entworfen, bei denen die Verfügbarkeit und Angemessenheit von Materialien erst später in der Bauphase berücksichtigt wird. Das liegt nicht zuletzt an der schwierigen Datenerfassung. Der herkömmliche Ökobilanzansatz für Straßen umfasst zudem nur die Auswirkungen von Produkt, Transport, Bau und Instandhaltung, während die Auswirkungen während der Nutzungsphase zu einer präziseren Bewertung und einer besseren Entscheidungsfindung beitragen würden.

Ökobilanz von Straßen

Um diese Lücke zu schließen, wurde eine Methodik für eine ganzheitliche Ökobilanz von Straßen entwickelt, die auf einer umfangreichen Datenbank mit verifizierten Material- und Kohlenstoffdaten beruht und mit Klimadaten der Nasa kombiniert wurde. „Unser Tool ebnet den Weg zum nachhaltigen Infrastrukturbau durch seine digitale Plattform, die zirkuläre, kohlenstoffarme und ressourcenoptimierte Lösungen für eine sicherere und widerstandsfähigere Infrastruktur bietet. Wir wollen es allen Akteuren des Bausektors ermöglichen, nachhaltige Infrastrukturen unter Verwendung von fortschrittlichem Wissen über Baumaterialien bereitzustellen“, bringt es Nicolas Miravalls, CEO von Oris, auf den Punkt, und kündigt bereits den nächsten Oris-Entwicklungsschritt an.

So wurde im März 2023 eine Absichtserklärung unterzeichnet, um Oris mit der Software-Suite des US-amerikanischen Softwareunternehmens Autodesk zu verbinden. Ziel ist es, digitale Zwillinge von Verkehrsinfrastrukturen mit fortschrittlichen Daten über reale Baumaterialien zu verbinden. Beide Unternehmen beabsichtigen mit dieser Vereinbarung, die Leistungsfähigkeit von datenverknüpften Gebäudeinformationsmodellen (BIM) besser zu nutzen, um die Nachhaltigkeit des Verkehrssektors voranzutreiben. Eine Testphase für Betanutzer in Europa wird noch in diesem Jahr starten.

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