Kriminalität

Kinder auf Spielplatz mit Messer attackiert: Frankreich rätselt über Motiv

Blumen auf dem Spielplatz in Annecy, wo ein Mann mehrere Kinder mit einem Messer teils schwer verletzt hat.
Blumen auf dem Spielplatz in Annecy, wo ein Mann mehrere Kinder mit einem Messer teils schwer verletzt hat.APA / AFP / Olivier Chassignole
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Zwei Kinder schweben noch in Lebensgefahr. Die Tat erschüttert das Land zutiefst. Das Motiv des Mannes ist noch ungewiss. Der Täter soll zuletzt in Schweden gelebt haben und dort, sowie in Frankreich, Asyl beantragt haben.

Nach dem Messerangriff auf vier kleine Kinder und zwei Erwachsene auf einem Spielplatz in Ostfrankreich sucht das Land nach Antworten. Der festgenommene Täter soll am Freitagvormittag psychologisch begutachtet und verhört werden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron traf am Freitag mit seiner Frau Brigitte die Opfer und ihre Familien. Regierungssprecher Olivier Véran sagte im Sender „France Info“, zwei der Kinder schwebten noch immer in Lebensgefahr.

Der Angreifer hatte am Donnerstagmorgen in der ostfranzösischen Stadt Annecy vier Kinder zwischen 22 Monaten und drei Jahren mit einem Messer angegriffen. Die Kinder aus Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien wurden in Kliniken in Genf und Grenoble behandelt. Auch zwei Erwachsene verletzte der Mann, bevor Sicherheitskräfte ihn übermannten und festnahmen.

Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte besuchten Opfer des Angriffes in Grenoble.
Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte besuchten Opfer des Angriffes in Grenoble.APA / AFP / Benoit Lagneux

„Wir versuchen, sein Motiv zu begreifen“

Die Justiz ermittelt gegen den Mann wegen versuchten Mordes. Seine Beweggründe sind noch unbekannt. „Wir versuchen, sein Motiv zu begreifen“, sagte Staatsanwältin Line Bonnet-Mathis. Ein terroristisches Motiv sahen die Ermittler demnach vorerst nicht. Auch habe der Mann wohl nicht unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen gestanden.

Premierministerin Élisabeth Borne zufolge war der Mann für die europäischen Sicherheitsbehörden ein Unbekannter gewesen, es liege nichts zu ihm vor. Es gebe auch keine Hinweise auf psychiatrische Behandlungen in der Vergangenheit. Eine Polizeisprecherin sagte im Sender BFMTV, der Mann sei am Donnerstag in Gewahrsam „besonders unruhig“ gewesen. Nach dem psychologischen Gutachten am Freitag werde man wohl etwas mehr wissen.

Asyl in Schweden und Frankreich beantragt

Den Angaben der Behörden zufolge ist der Täter Syrer. Er lebte demnach jahrelang in Schweden und kam erst vor wenigen Monaten nach Frankreich, wo er ohne festen Wohnsitz war. Französische Medien berichteten, der Angreifer sei in Schweden mit einer Frau verheiratet gewesen und habe eine dreijährige Tochter. Seine Frau und er hätten sich kürzlich getrennt.

Obwohl der Mann bereits in Schweden Asyl erhielt, beantragte er dies auch in Frankreich. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin sagte, am vergangenen Sonntag sei dem Mann mitgeteilt worden, dass sein Asylgesuch in Frankreich abgelehnt worden sei, da er bereits in Schweden Asyl erhalten habe.

Frankreich unter Schock

Der Angriff hat Frankreich tief getroffen. Innenminister Darmanin sprach im Sender TF1 vom „schlimmsten Tag für die Franzosen“, seit er vor knapp drei Jahren ins Amt kam. Regierungssprecher Véran sagte: „Wir suchen alle nach Antworten.“ Er fügte hinzu: „Es gibt nichts, was jemals rechtfertigen oder erklären könnte, warum Kinder zum Ziel eines Mannes werden.“ Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sagte im Sender BFMTV: „Es gibt nichts unmenschlicheres, nichts unsinnigeres, nichts, was so verletzt, wie Kinder anzugreifen.“ Auf Bildern war zu sehen, wie Menschen in der Nähe des Tatorts Blumen und Kuscheltiere ablegten und der Opfer gedachten.

Innenminister Daramanin im TV-Interview.
Innenminister Daramanin im TV-Interview.APA / AFP / Ludovic Marin

Unterdessen versuchten Frankreichs bürgerliche Rechte und die Rechtsnationale, die Diskussion um die Tat auf das im Land derzeit ohnehin umstrittene Thema Immigration zu lenken. Rechtsextrem anmutende Kundgebungen in Annecy hatte die Präfektur für Donnerstagabend verbieten lassen.

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