Ukraine

Die ersten Erfolge der ukrainischen Gegenoffensive

Ukrainische Soldaten in der Region Saporischschja.
Ukrainische Soldaten in der Region Saporischschja.STRINGER
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Auch Präsident Selenskij deutet nun an, dass die lang erwartete, umfassende Gegenoffensive gestartet ist. Nach Zerstörung des Kachowka-Staudamms droht Trinkwasserknappheit.

Die lang erwartete ukrainische große Gegenoffensive ist offensichtlich bereits voll im Gange – und erzielte laut Experten schon lokale Erfolge. Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskij, bestätigte am Wochenende, dass „Gegenoffensiv- und Defensivaktionen stattfinden“: Er werde dazu aber „keine Einzelheiten“ nennen.

Das renommierte Institut für Kriegsstudien in Washington (ISW) teilte mit, dass es insgesamt an vier Abschnitten der Front ukrainische Offensivhandlungen gebe. Die ukrainischen Streitkräfte hätten Gewinne im Westen des Gebiets Saporischschja und dort im Südwesten und Südosten der Stadt Orichiw erzielt. Im Osten würde die Armee erfolgreich Richtung Bachmut vorrücken. Auch Großbritannien geht von militärischen Fortschritten der Ukraine aus. In manchen Gegenden seien russische Verteidigungslinien durchbrochen worden, hieß es aus London. Anderswo gehe es für die Ukrainer langsamer voran.

Dagegen sagte das russische Militär, die Angriffe im Süden und um die Stadt Bachmut abgewehrt zu haben. Schon am Freitag hatte Russlands Präsident Wladimir Putin in einer Videobotschaft erklärt, dass die ukrainische Armee ihre Gegenoffensive zwar begonnen, aber Russland die Truppen zurückgedrängt habe.

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Wieder Angriffe in Russland

Beschuss von ukrainischer Seite meldeten indes erneut russische Regionen: In Kaluga schlugen laut Behörden zwei Drohnen ein. Im an die Ukraine grenzenden Gebiet Belgorod, das seit Tagen beschossen wird, entgleiste ein Güterzug mit 15 leeren Waggons. Verletzte gab es nicht, der regionale Zugverkehr musste vorübergehend eingestellt werden. In Russland verüben immer wieder Schienenpartisanen Sabotageakte gegen Bahnanlagen, um militärischen Nachschub zu stoppen.

In den vergangenen Wochen hat es immer wieder Explosionen und Angriffe in der Region Belgorod gegeben, für die die Behörden die Ukraine oder pro-ukrainische Saboteure verantwortlich machen. Kiew hat sich bisher nicht zu Angriffen in Russland bekannt.

Dramatisch bleibt die Lage nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms bei Cherson in der Südukraine: Das ukrainische Innenministerium teilte am Sonntag mit, dass auf der von Kiew kontrollierten rechten Seite des Dnipro-Ufers noch 32 Ortschaften mit 3784 Häusern überschwemmt seien. 29 Menschen würden vermisst, Helfer suchten weiter nach Überlebenden. 1400 Einsatzkräfte seien beteiligt, die Folgen der Flut nach dem Bruch des Staudamms zu beseitigen, hieß es. Auch auf der von Russland besetzten Uferseite dauerte die Evakuierung an. Tausende Menschen wurden auf beiden Seiten des Flusses im umkämpften Gebiet in Sicherheit gebracht.

Die ukrainischen Behörden meldeten indes sinkende Wasserstände. Demnach stand der Hochwasserpegel des Dnipro in Cherson Sonntagfrüh bei 4,18 Metern, gut einen halben Meter weniger als am Vortag. Das Wasser fließt ins Schwarze Meer ab. Der Betreiber des zerstörten Kachowka-Kraftwerks teilte mit, dass der Wasserstand im Stausee ebenfalls weiter sinke. Er lag bei 9,35 Metern, das waren mehr als sieben Meter weniger als am Dienstag, bevor der Staudamm gebrochen war.

Trinkwasser wird knapp

Die Ukraine wirft russischen Truppen vor, den Damm und das Kraftwerk vermint und gesprengt zu haben. Dagegen behauptet Russland, ukrainische Truppen hätten den Damm mit Raketenwerfern beschossen. Dutzende Ortschaften wurden überflutet.

Experten sprechen von einer schweren Umwelt- und humanitären Katastrophe. Die Zerstörung des Staudamms dürfte Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung der russisch besetzten Krim-Halbinsel haben. Der Dammbruch habe wohl schwere Beeinträchtigungen der wichtigsten Frischwasserquelle der Krim, dem Nord-Krim-Kanal, verursacht, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Das Wasser aus dem Kachowka-Reservoir werde bald aufhören, über den Kanal Richtung Krim zu fließen. Dies werde die Verfügbarkeit von Süßwasser im Süden des Gebietes Cherson und im Norden der Krim verringern. Russland werde den unmittelbaren Wasserbedarf der Bevölkerung jedoch vermutlich mithilfe von Reservoirs, Wasserrationierungen und der Lieferung von Flaschenwasser auffangen.

Kiew bekräftigte am Sonntag ihre Vorwürfe, dass Russland den Staudamm gezielt zerstört hat, um die ukrainischen Streitkräfte am Vormarsch zu hindern. (ag., red.)

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