Serie: Gefühlssache

Sind Yoga und Badesalze wirklich Self-Care?

„Self-Care“ ist ein Begriff zwischen Marketingmasche und weiblicher Selbstermächtigung. Wie richtige Selbstfürsorge aussehen kann.

Der Begriff „Self-Care“ wurde mit so viel schönem Werbematerial angereichert, es fällt nicht schwer, sich dazu ein Bild im Kopf auszumalen: Vielleicht sehen Sie ein eingelassenes Schaumbad, Weintrauben, ein Glas Bordeaux? Oder eine Frau mit Gurkenscheiben dort, wo ihre Augen sein sollten, und einer schön cremigen Gesichtsmaske um die Lippenpartie. Vielleicht ist es auch eine Person in Lotuspose am Yoga-Retreat oder eine, die im Soleschwimmbecken darauf wartet, dass ihre Haut runzlig wird. Kaum ein Spa, das nicht mit der Formulierung wirbt. Und auch auf Instagram wird gepredigt, man müsse sich Zeit für sich nehmen, auf sich achten, Dankbarkeitslisten schreiben oder öfter meditieren.

Gibt es falsche Selbstfürsorge?

Unter dem Begriff „Faux-Self-Care“ fasst „New York Times“-Autorin und Psychiaterin Pooja Lakshmin diese vielbeworbenen Praktiken zusammen, die insbesondere Frauen auf der ganzen Welt um gutes Geld angeboten werden, um das eigene Wohlbefinden zu steigern. Die Wellnessindustrie ist im Wachsen begriffen, global belief sie sich 2020 auf 4,1 Billionen Euro Umsatz laut einem Bericht des Global Wellness Institute. In Wirklichkeit erhöhe die kulturelle Obsession mit „Self-Care“ oder Selbstfürsorge allerdings nur weiter den gesellschaftlichen Druck und die Schuldgefühle auf den Einzelnen. Immerhin habe man so persönlich versagt, wenn man sich überfordert oder schlecht fühlt. „Unsere Kultur hat Wohlbefinden auf das Individuum abgewälzt - wo man es kaufen, messen und als persönlichen Erfolg vor sich hertragen kann -, anstatt in ein gesünderes soziales System zu investieren“, schreibt Lakshmin in ihrem Buch „Real Self-Care“.

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