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Das NS-Grauen verpackt in bunten Bildern

Die Geschichte von Anne Frank wurde weltweit mittlerweile über 100 Mal in Comics nacherzählt.
Die Geschichte von Anne Frank wurde weltweit mittlerweile über 100 Mal in Comics nacherzählt.STRINGER/AFP via Getty Images
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Graphic Novels und Instagram-Accounts verändern die Erinnerungskultur. Ob es ihnen mitunter gelingt, manche Aspekte von Geschichte besser als Lehrbücher und Gedenkstätten zu vermitteln, wird an der Kunst-Uni Linz untersucht.

Können Comics und Graphic Novels das Unaussprechliche – das Grauen des Holocaust – angemessen erzählen? Die Frage erhält angesichts der zunehmend genutzten neuen Möglichkeiten, auch im digitalen Raum an die Ereignisse der NS-Zeit zu erinnern, eine grundsätzlichere Dimension. Denn prägnante Bild-Text-Kombinationen unterliegen vor allem in den sozialen Netzen in besonderem Ausmaß den spezifischen Ästhetiken und unterhaltenden Inszenierungen dort. Welche Herausforderungen und welche Chancen bringen derlei (außerschulische) Formen von historischem Lernen also mit sich?

Antworten darauf sucht ein neues kollaboratives Forschungslabor an der Kunst-Uni Linz; zuletzt etwa bei einer gemeinsam mit dem Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim veranstalteten Tagung. Im Co.Lab Erinnerungsarbeit werden nicht nur neue Formen des Erinnerns erkundet und entwickelt, sondern man analysiert hier auch, wie sich die Erinnerungskultur durch die Digitalisierung nach und nach verändert.

Das Unfassbare illustrieren

Es war der US-amerikanische Cartoonist Art Spiegelman, der mit seiner Graphic Novel „Maus. Die Geschichte eines Überlebenden“ in den 1980er-Jahren den Blick auf das Genre genauso wie auf die Erinnerungskultur nachhaltig geprägt hat. Er nutzte in dem wohl berühmtesten Holocaust-Comic Tiermetaphern, um gerade durch diesen Kunstgriff nahe an der Realität bleiben zu können: Spiegelman machte die Juden zu Mäusen und die Deutschen zu Katzen, um die verschiedenen Stationen seines Vaters, eines polnischen Juden, der Auschwitz überlebt hatte, nachzuerzählen. Dadurch gelingt ihm das Paradoxe, das Unaussprechliche zu zeigen, ohne es zu zeigen. Dafür wurde er mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet – und doch ist sein Werk umstritten. Jüngster Höhepunkt einer immer wieder aufflammenden Kontroverse darum: Die Streichung des Comics vom Lehrplan des US-Bundesstaats Tennessee.

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