Das Einrichtungshaus Leiner an der unteren Mariahilfer Straße, das Flaggschiff der Möbelkette, im Dezember 1980. Heute existiert das Gebäude nicht mehr, es wich einem Neubau.
Geschichte eines Möbelhauses

Der Leiner war meiner: Eine Erinnerung

Wenn sich jemand vor 30 bis 40 Jahren zum bürgerlichen Mittelstand zählte und frisch verheiratet eine Wohnung einzurichten hatte, ging er auf Anraten der Eltern zum Leiner. Denn es hieß: „Dort bekommst du alles, was du brauchst.“ Ein etwas wehmütiger Blick zurück auf die Geschichte eines Möbelhauses.

Der Möbel-Pionier Rudolf Leiner war medienscheu und ging nicht gerne an die Öffentlichkeit. Doch wenn er es tat, stahl er mit seinem trockenen Humor anderen die Show, auch noch mit 84. Beim Eröffnungsfest der Kika-Filiale Wien Nord im September 1996 begrüßte er als Gäste Franz Vranitzky und Michael Häupl. „Macht Sie das stolz, wenn Sie durch das neue Haus gehen?“, wurde er auf der Bühne, im roten Kika-Sofa sitzend, gefragt. „Nein, müde.“ Den von ihm so titulierten „Hochgestellten“ aus der Politik warf er ein Trostwort zu: „Hier brauchen Sie keine Sorge haben. Sie wissen ja, dass ich von Ihnen nichts brauche.“ Kanzler Vranitzky holte sich Applaus mit seinem Bekenntnis, sein Lieblingsmöbel sei ein Bett. Dann dankte Leiner Agenturchef Hans Schmid für den Werbegag: ein Tag lang Freifahrt für alle auf den Wiener Linien. Das waren noch Zeiten. Heutzutage ist die Möbelkette Kika/Leiner schwer angeschlagen.

Noch im hohen Alter stand Leiner an der Spitze des Hauses. 60 Jahre hatte er an der Seite von Ehefrau Frieda nach dem Motto gelebt: „Ganz rasch groß werden – sonst samma hin!“ Journalisten bewunderten ihn als „Visionär“ und genossen die Sager des Patriarchen: „Ein gutes Haus muss genug Platz für 60.000 Artikel und jede Menge Parkplätze haben. Restaurant und Kindergärten gehören mittlerweile wie selbstverständlich dazu. Damit die Muttis auch einmal Ruhe von den Kleinen haben.“ Das Geheimnis seiner Firma: „Wir haben immer nur gearbeitet, um zu investieren, damit wir rechtzeitig fertig sind, bevor die Konkurrenz kommt. Wir haben immer Gewinn gemacht, ihn aber nicht ausgeschüttet. Wir verbauen das Geld, das ist die einzige Möglichkeit, vorne zu bleiben“, sagte er im Mai 2000 der „Presse“.

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