Fast 100 Millionen Jahre vor den Vögeln erlernten Saurier das Fliegen. Sie haben wenig hinterlassen, erst in jüngster Zeit kam manches ans Licht.
Der erste Vertreter der Wirbeltiere, die sich als Erste aus eigener Kraft in die Lüfte erhoben haben – fliegend, nicht irgendwo herabgleitend –, fand sich in Solnhofer Plattenkalken, Sedimenten einer einstigen Lagune des Tethysmeers in der Fränkischen Alb in Bayern. Aber dieses Tier war kein Vogel – nur durch schiere Koinzidenz stieß man am gleichen Fundort später auch auf deren 150 Millionen Jahre alten Ahnen Archaeopteryx –, es war ein Reptil. Das wurde 1784 von Cosimo Alessandro Collini, vormals Sekretär von Voltaire und dann Leiter des Naturalienkabinetts des Kurfürsten der Pfalz, erstmals wissenschaftlich beschrieben, er hielt das Tier für ein Meereslebewesen. Aber aufgrund dieser Beschreibung wurde es 1801 vom Anatomen George Cuvier als Reptil identifiziert, er nannte es Pterodactylos – nach den griechischen Worten für „Flügel“ und „Finger“ –, später, als weltweit andere Mitglieder dieser Gruppe ans Licht kamen, stellte man um auf Pterosaurier.
Aber gar so viele waren das nicht, und meist waren sie so schlecht erhalten, dass vieles an ihnen rätselhaft blieb. Das liegt daran, dass ihre Flügel so zart waren wie ihre – zum Gewicht-sparen hohlen – Knochen, sie bildeten allenfalls rudimentäre Fossilien. Immerhin weiß man, dass die ersten dieser Tiere vor 245 Millionen Jahren das Fliegen lernten, fast 100 Millionen Jahre vor den Vögeln und 200 vor den Fledermäusen, und dass sie es ganz anders taten als die späteren: Gefiederte Schwingen wie Vögel hatten sie nicht, sie hatten Membranen, aber diese waren nicht wie bei Fledermäusen zwischen allen Fingern gespannt, sie hingen nur an einem, extrem verlängerten.