Unterwegs

Je smarter das Hotel, desto dümmer fühlt sich der Gast

Moderne Hotelzimmer verschaffen uns das Gefühl, endgültig urlaubsreif zu sein.

Ankommen, eintreten, aufatmen. Aber halt: Moderne Hotelzimmer sind wie moderne Haushaltsgeräte. Die kann man auch nicht sofort verwenden, sondern erst nach einer diffizilen Exegese buchdicker Gebrauchsanweisungen voller sibyllinischer Wendungen. So etwas fehlt freilich bei meinem Hotelzimmer. Hier helfen nur Versuch und Irrtum. Und Irrtum. Und Irrtum.

Etwa so: Ich stecke die Schlüsselkarte in den stromauslösenden Schlitz. Als Folge davon gehen 20 Lichter an, am helllichten Tage, nebst einem Fernseher und dem vollen Gebläse einer Kühlschrank-temperierten Klimaanlage. Ich suche, mit wachsender Verzweiflung, nach 20 gut versteckten, über den Raum verteilten Ausschaltknöpfen. Manches, was so aussieht, entpuppt sich als zusätzlicher Auslöser von Rollläden oder Radiomusik.

Das macht mich müde, gern würde ich mich hinlegen. Dazu muss ich aber erst ein Dutzend nutzloser, von Staub strotzender Zierpölster und Zierdecken in den Kasten stopfen, der dafür zu eng ist. Am nächsten Tag werden sie wieder auf dem Bett liegen, dafür sorgt das Zimmermädchen. Zimmerfrau? Zimmerperson? Wie heißt das heute?

Ich bin ins Schwitzen geraten, muss unter die Dusche. Deren Steuervorrichtungen sind aber unerklärt, undurchschaubar und – als finale Demütigung – garantiert so eingestellt, dass der volle Strahl eiskalt von oben kommt, aus der verhassten Regendusche.

Ich komme mir sehr fremd vor, sehr verlassen, vor allem aber: sehr blöd. Als hätte sich noch kein Gast vor mir so ungeschickt angestellt. Mein einziger Trost: Ich war eben reif für den Urlaub. Möge er endlich beginnen!

karl.gaulhofer@diepresse.com

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