Wasserkraftwerk

600 Menschen protestieren gegen Kraftwerksausbau in Tirols Kaunertal

Protestmarsch gegen das geplante Kraftwerk am Sonntag in Tirol.
Protestmarsch gegen das geplante Kraftwerk am Sonntag in Tirol.APA / Toni Vorauer
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Bei einer Demo in Innsbruck versammelten sich Naturschutzorganisationen, Gemeindevertreter und Bürgerinitiativen, um eine Erweiterung des Pumpspeicherkraftwerks im Kaunertal zu verhindern.

Am Sonntag haben Naturschutzorganisationen, Gemeindevertreter und Bürgerinitiativen einmal mehr gegen den geplanten Ausbau des Tiwag-Kraftwerks im Kaunertal mobil gemacht. Bei einer Demonstration in der Landeshauptstadt Innsbruck kamen laut Polizei rund 600 Menschen zusammen. Bereits vor der Demo verteidigten die Projektverantwortlichen ihr Vorhaben und argumentierten, dass es für die Energiewende notwendig sei.

„Ökologisch wichtige Moore werden zerstört“

Für Viktoria Auer von Global 2000 sei es aber keine Lösung, „die ökologisch wichtigen Moore des Platzertals für ein neues Pumpspeicherkraftwerk zu zerstören“, hieß es in einer Aussendung nach der Demonstration, die laut Polizei am späten Vormittag „ohne Vorkommnisse“ und unter anderem am Landhausplatz über die Bühne gegangen war. „Gesunde Moore sind einer der wichtigsten CO2-Speicher, die wir haben. Tiroler Landesregierung (bestehend aus ÖVP und SPÖ, Anm.) und Tiwag sollen endlich auf eine naturverträgliche Energiewende in Tirol setzen“, forderte Auer.

Bettina Urbanek vom WWF bezeichnete das Vorhaben als „veraltet“, das „nicht umweltverträglich realisierbar“ sei. Stattdessen sollten die Gelder für eine „Energiespar- und Photovoltaik-Offensive“ verwendet werden. Neben Global 2000 und dem WWF waren auch die Naturfreunde Tirol sowie Fridays for Future Innsbruck an der Demo beteiligt.

„Großes Verständnis für die Bevölkerung“

Jakob Wolf, ÖVP-Klubobmann im Tiroler Landtag und Bürgermeister der Ötztaler Gemeinde Umhausen, appellierte indes „sowohl an die Landespolitik als auch an die Tiwag“, die „Bedenken und Sorgen“ und „Willenskundgebungen der Bevölkerung“ ernst zu nehmen. Wolf habe „großes Verständnis für die Ötztaler Bevölkerung, die dem Projekt skeptisch gegenüber stehe“. Wer in dieser Frage „einfach über die Bevölkerung drüber fahren“ wolle, „werde eines Besseren belehrt“, meinte der Politiker.

Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren zum ersten Mal im Jahr 2009 eingereicht worden. Die UVP war erstmals 2012 gestellt worden. Für das Projekt plant die Tiwag, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal - einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols - auszuleiten. Zudem würden im Platzertal neun Fußballfelder an Moorflächen geflutet. Mit seinen 120 Metern wäre der Staudamm fast so hoch wie der Stephansdom in Wien und sieben Mal so hoch wie das Goldene Dachl - Vergleiche, die die Naturschutzorganisationen beständig zur Abschreckung heranziehen. Zuletzt legte der WWF mit einer neuen Studie nach. Darin wird davor gewarnt, dass der Kraftwerksausbau die Wasserversorgung im Ötztal bedrohen könnte. Die Studie folgte wiederum auf zwei Gutachten vom Jänner diesen Jahres. In diesen wird dargelegt, dass die Berghänge rund um das Kaunertal-Kraftwerk instabil seien und diese durch einen Ausbau zum Pumpspeicherkraftwerk noch instabiler werden würden. Als Grund dafür wurde eine Verstärkung der Wasserspiegelschwankungen durch den Ausbau genannt.

Der landeseigene Energieversorger Tiwag hatte zuletzt betont, den Ausbau so „umweltfreundlich wie möglich“ gestalten zu wollen. Die entsprechende Abwägung zwischen Vor- und Nachteilen werde dann die UVP-Behörde zu treffen haben. Jene Nachteile, die nicht vermieden werden können, würden durch verschiedenste ökologische Maßnahmen ausgeglichen, wurde versichert. Zudem sahen die Verantwortlichen sämtliche massive Bedenken und Vorbringen der Organisationen wie etwa des WWF als de facto unbegründet an. Die Moorflächen in der Region würden renaturiert, die Wasserversorgung des Ötztals sowohl durch dien Trinkwasserquellen und durch rechtlich abgesicherte zusätzliche Vorgaben gewährleistet. Auch dass der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal die Instabilität um den Gepatschspeicher weiter erhöhen könnte und ähnliches wie der kürzliche massive Felssturz vom Gipfel des Fluchthorns im Silvrettagebiet passieren könnte, ortete Projektleiter Wolfgang Stroppa nicht. Alles sei intensiv beurteilt und mitberücksichtigt worden und nun liege es an der Behörde, final zu entscheiden. (APA)

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