Jugendkriminalität

Gewaltpräventionskurse für minderjährige Flüchtlinge werden in OÖ Pflicht

Anlass für alle Aktionen sind die Ausschreitungen von überwiegend Jugendlichen zu Halloween in der Linzer Innenstadt. Unter den 129 Angezeigten sind 35 Asylberechtigte und sechs Asylwerber, 49 besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft.

In Oberösterreich werden Gewaltpräventions- und Werteworkshops für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Grundversorgung Pflicht. Jeder muss drei Module zu jeweils 150 Minuten absolvieren. Der Verein Neustart hält die Kurse. Wegen der generellen Zunahme der Jugendkriminalität haben Land und der oö. Städtebund eine Studie an der Johannes Kepler Uni (JKU) in Auftrag gegeben, Motive junger Mehrfachkrimineller zu erheben, so Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP).

Anlass für alle Aktionen sind die Ausschreitungen von überwiegend Jugendlichen zu Halloween in der Linzer Innenstadt, hieß es am Montag in der Pressekonferenz in Linz. Polizisten wurden in der Nacht mit Steinen und Feuerwerkskörpern beschossen, inzwischen hat es 17 Prozesse gegeben, weitere folgen. Unter den 129 Angezeigten sind 35 Asylberechtigte und sechs Asylwerber, 49 besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft, so die Angaben der Landespolizei.

Aktuell 176 unbegleitete Kinder und Jugendliche in Grundversorgung

Als Konsequenz auf die Krawalle erarbeitete das Land mit Jugendkontaktbeamten der Polizei, Sozialarbeitern und NGO ein sogenanntes „Respekt-OÖ-Paket“. Präventiv soll damit gegen Jugendkriminalität vorgegangen werden. So wurden bereits von der Volkshilfe Workshops in sogenannten Brennpunktschulen abgehalten. Darin gehe es um den respektvollen Umgang und um Zivilcourage. Bisher haben 200 Schülerinnen und Schüler daran teilgenommen. Weiters wurden Streetwork-Angebote aufgestockt, die Ausbildung zu Respekt-Community-Peers gestartet sowie Schulungen für Jugendarbeiter initiiert, listete der Landesrat auf.

Der nächste Baustein sind die am Montag präsentierten verpflichtenden Workshops für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Aktuell befinden sich 176 Kinder und Jugendliche ohne Begleitung in der Grundversorgung. In dem dreigeteilten Kurs werden Themen wie Umgang mit Konflikten, Gewalt und Respekt sowie Steigerung der Sozialkompetenz behandelt.

Wie die Zahlen der Landespolizeidirektion zeigen, ist die Jugendkriminalität in Oberösterreich von 2020 auf 2022 mehr geworden. Insgesamt gab es im Vorjahr 11.672 Tatverdächtige im Alter zwischen sechs und 21 Jahren (im Coronajahr 2020: 10.865). Vor allem in der Altersgruppe sechs bis 14 Jahre stieg die Zahl der Verdächtigen. Waren es 2020 laut Polizei 1.162, betrug die Anzahl 2022 bereits 1.734. Daher habe das Land gemeinsam mit dem oö. Städtebund das JKU-Institut für Kriminologie beauftragt, die Hintergründe für regelmäßige Gesetzesverletzungen von Jugendlichen zu erforschen. Zuerst werde Ursachenforschung betrieben, erst dann könnten gezielt Angebote und Maßnahmen dagegen getroffen werden, erläuterte Institutsleiter Helmut Hirtenlehner. Dazu werden u.a. 50 Interviews mit polizeilich mehrfach auffälligen Jugendlichen geführt, die Hälfte von ihnen besitzt Migrationshintergrund. Aber auch zwölf Experteninterviews wurden angekündigt. Oö. Städtebundvorsitzender und Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) sieht die Studie als Beitrag zur „Null-Toleranz-Politik“ gegen Gewalt. (APA)

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