Elektrogeräte

Brandgefahr: Handy, Tablet und Co richtig entsorgen

Und plötzlich kommt Bewegung ins iPhone 4.
Und plötzlich kommt Bewegung ins iPhone 4. Die Presse/Clemens Fabry
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„Menschen haben ein Rohstofflager zuhause“, sagt Voeb-Präsidentin Gabriele Jüly im Gespräch mit der „Presse“, zugleich warnt sie vor vergessenen Smartphones in Schubladen und Kellern, da die besonders im Sommer brandgefährlich werden können.

Die Sommerferien stehen vor der Tür und damit auch Tage voller Sonnenschein, heißen Temperaturen und Ausflügen in Schwimmbad. Abkühlung ist besonders in diesen Tagen besonders wichtig. Doch auch Smartphones, Laptops und Co. setzt die Hitze zu. Handys aus Gründen der Sentimentalität aufzuheben, kann sich besonders in den Sommermonaten als brandgefährlich herausstellen. So wie im Fall des iPhone 4, das seit Jahren im Büro der Redaktion in einer Schublade sein Dasein fristet. Und plötzlich will es Aufmerksamkeit, denn der Akku des 13 Jahre alten iPhones hat sich plötzlich stark aufgebläht. So stark, dass es die Rückseite aufgedrückt hat. Was in einem solchen Fall passieren muss, wie alte Handys entsorgt werden müssen und warum dies auch wichtig für die Kreislaufwirtschaft ist.

„Menschen haben ein Rohstofflager zuhause“, sagt die Präsidentin des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe Gabriele Jüly. Seit Jahren wird darüber berichtet, unter welchen Umständen die Seltenen Erden, welche für die Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus essenziell sind, gefördert werden. Mittlerweile sei man aber in der Lage, 80 Prozent eines Smartphones, beziehungsweise Tablets zu recyclen und in den Kreislauf wieder zurückzuführen. „Man darf nicht vergessen, in einem Handy sind 66 Elemente des Periodensystems“, sagt Jüly im Gespräch mit der „Presse“. Dazu zählen unter anderem Silber, Platin, Kupfer, Palladium, Tantal und eben die Seltenen Erden. Darum sei es besonders wichtig, dass die Geräte fachgerecht entsorgt werden.

Im Schnitt werden jährlich 1,4 Millionen Lithium-Ionen-Akkus in Österreich falsch entsorgt. Wohl auch, weil vielen Menschen nicht klar sei, dass Lithium-Ionen-Akkus in viel mehr Geräten steckt, als nur in Smartphones, Laptops und Tablets, sagt Jüly. Das reicht von leuchtenden Turnschuhen über automatische Dosenöffner, Bluetooth-Geräte, Smartwatches und Zahnbürsten bis hin zu Spielzeugen. Hinzu kommen vier von zehn Befragten, die ihre Handys aufheben. Geräte, die seit Jahren, wenn nicht sogar schon seit Jahrzehnten nicht mehr verwendet haben, oder gar nicht mehr wissen, dass diese zuhause in einer Kiste liegen. Wie das iPhone 4 zeigt: ganz so still und stumm ist es auch im ausgeschalteten Zustand nicht.

» „In Niederösterreich kommt es mindestens einmal die Woche zu einem Brand in der Verwertungsanlage oder in den Müllwägen.“«

Gabriele Jüly

Präsidentin des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe

Grundsätzlich gilt, dass Geräte mit einem verbauten Akku nicht im Restmüll entsorgt werden dürfen. Werden diese gequetscht - und das sei bei den Müllwägen unvermeidbar - besteht große Brandgefahr. „Ein Feuerlöscher bringt da gar nichts“, warnt Jüly. Hier helfe nur noch ein sauerstoffarmer Wassertank. Dort müssen die Geräte mehrere Tage baden, bis der Brand wirklich aus ist. Die falsche Entsorgung ist unabhängig vom Schaden für die Kreislaufwirtschaft auch ein großes Problem für die Müllbetriebe. „In Niederösterreich kommt es mindestens einmal die Woche zu einem Brand in der Verwertungsanlage oder in den Müllwägen“, sagt Jüly. Das sei für die Mitarbeiter gefährlich, aber auch für die Betreiber eine teure Angelegenheit. „Immer mehr Versicherungen steigen aus und übernehmen diese Schadensfälle nicht“, fügt die Voeb-Präsidentin hinzu.

Rückführung in den Kreislauf ist ressourcenschonend

Der Einsatz von Lithium-Ionen-Akkus nimmt deutlich zu. „Wenn das so weitergeht und Geräte nicht verwertet und rückgeführt werden, gehen wir in Elektroschrott bald unter“, warnt Jüly. Zudem sind die Materialien nicht unendlich vorhanden. Hinzu kommt, dass die Produktion neuer Geräte ressourcenintensiv sind: Die Produktion eines neuen Apple iPhone 11 verursacht laut Fraunhofer Austria rund 57 Kilogramm an Treibhausgasemissionen (CO2 und CO2-Äquivalente). Beim Refurbishment, also der Wiederaufbereitung, eines iPhone 11 würden hingegen nur rund 2,8 Kilogramm Treibhausgase ausgestoßen. Den gesamten Fußabdruck, inklusive Materialgewinnung, Transport und Nutzung durch Konsumentinnen und Konsumenten, beziffert die Forschungsgesellschaft beim Neugerät mit 72 Kilogramm. Das generalüberholte iPhone 11 habe hingegen einen Gesamtausstoß von rund 16 Kilogramm. Die CO2-Einsparungen variieren dabei zwischen den verschiedenen Produktkategorien und liegen zwischen 69 Prozent beim generalüberholten Lenovo Thinkpad T460 i5 und 83 Prozent beim Apple MacBook Air 2017.

Auch beim Wasserverbrauch schneiden wiederaufbereitete Geräte deutlich besser ab als Neugeräte. So verschlinge die Produktion eines neuen iPhones rund 12.000 Liter Wasser, für die Wiederaufbereitung desselben Gerätes seien rund 1.700 Liter Wasser notwendig. Der Wasserverbrauch sei somit um 86 Prozent geringer. Die Neuproduktion eines Apple MacBook Air 2017 13,3 benötige gar rund 57.000 Liter Wasser, die Generalüberholung verbrauche mit rund 5.400 Litern um 91 Prozent weniger.

Außerdem entstehe beim Kauf eines aufbereiteten Gerätes weniger Elektromüll. So spare etwa der Kauf eines refurbished Samsung Galaxy S20 FE gegenüber dem Neugerät rund 60 Prozent des Elektroschrotts, beim Apple MacBook Air 2017 liege das Einsparungspotenzial bei rund 80 Prozent.

Was passiert mit den entsorgten Geräten?

Elektrogeräte müssen zu Wertstoffsammelzentren gebracht werden. Dort werden sie vom Personal abgenommen. Geräte über 50 Zentimeter werden direkt von den Mitarbeitern abgenommen und sortiert. Im nächsten Schritt kommen sie zu Aufbereitungsfirmen, die sich um die weitere Verarbeitung kümmern. Handys werden dort in ihre Einzelteile zerlegt - immerhin bestehen sie durchschnittlich zu 32 Prozent aus Glas, 47 Prozent aus Metallen (Aluminium und Edelstahl) und zu 17 Prozent aus Kunststoffen. Die Akkus werden in diesen Firmen zudem trocken gelegt, entladen und zerlegt. Dann kommt alles in den Schredder.

Was tun, wenn der Akku aufgebläht ist?

Auf keinen Fall sollte ein Gerät, das sich stark aufgebläht hat, ins Wasser gelegt werden. Generell sollte ein Akku niemals direkt mit Flüssigkeiten in Kontakt kommen. Das kann aufgrund des Lithiums im schlimmsten Fall zur Explosion führen. Um einen schadhaften Akku sicher zur Wertstoffsammlung zu bringen, wird empfohlen, diesen in eine Box mit Sand zu legen.

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