Journalismusforschung

Folker Hanusch: „Je mehr Stimmen, desto freier die Gesellschaft“

Nachrichten in die Welt zu senden, war nie zuvor so unkompliziert möglich wie heute. 
Nachrichten in die Welt zu senden, war nie zuvor so unkompliziert möglich wie heute. Virojt Changyencham/Getty Images
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Podcasts, Blogs und Influencer stellen die Deutungshoheit etablierter Medien infrage: Die Grenzen zu klassischem Journalismus verschwimmen. Das fordert das Publikum heraus, birgt aber neben Gefahren auch Chancen.

Heute kann theoretisch jeder und jede Nachrichten produzieren. Das technische Equipment und das Know-how, das nötig ist, um einen YouTube-Clip oder einen Podcast zu produzieren, sind überschaubar. Dazu kommen intelligente Formulierungs- und Schreibhilfen wie Chat GPT und Zugang zu raschen Verbreitungswegen via Social Media. Kurzum: Digitalisierung und Vernetzung bedrohen das Monopol der traditionellen Medien.

„Wir sind mit einer radikal geänderten Medienlandschaft konfrontiert, in der es immer mehr Player gibt“, kommentiert der Journalismusforscher Folker Hanusch von der Universität Wien die gegenwärtige Situation. Es werde deshalb auch schwieriger zu unterscheiden, welche Formate – angefangen von politischen Blogs über Magazine von Unternehmen bis hin zu Inhalten von Influencern im Lifestyle-Bereich – als Journalismus gelten. Dessen Autorität werde dadurch jedenfalls infrage gestellt.

Journalistische Autorität wankt

„Grundsätzlich ist Meinungsvielfalt stets etwas Positives“, betont der Forscher. „Je mehr Stimmen, desto freier die Gesellschaft. Es gibt aber auch problematische Veränderungen, zum Beispiel wenn Unternehmen oder politische Parteien ihre Informationen als Journalismus kaschieren, das als solcher anerkannt wird und das Publikum nicht bemerkt, wie es beeinflusst wird.“

Was diese Veränderungen mit dem etablierten Journalismus machen, ist Ausgangspunkt eines vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projektes („Vom Kern zur Peripherie: Grenzen des Journalismus“), das Hanusch leitet. Geplant sind Interviews mit rund hundert Akteurinnen und Akteuren sowie Fokusgruppen für die Publikumssicht: „Wir wollen wissen, wie die Medienkonsumenten zu neuen Formaten in Politik, Wirtschaft, Sport und Lifestyle stehen.“

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