Formel 1

Alpha Tauri: Fahrt in die Sackgasse

In Spielberg wirkt alles ruhig, doch der Rennstall befindet sich im Umbruch.
In Spielberg wirkt alles ruhig, doch der Rennstall befindet sich im Umbruch.GEPA pictures / Manfred Binder
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Red Bulls „B-Team“ Alpha ist abgeschlagen Schlusslicht der Formel 1, auch in Spielberg werden WM-Punkte schwer. Teamchef Franz Tost tritt mit Saisonende ab, der Vorarlberger Peter Bayer kommt.

Fohnsdorf. Wo trifft man die meisten Fahrer und Teams abseits des Formel-1-GP von Österreich? Nicht weit von Spielberg entfernt ist das beschauliche Fohnsdorf, geschmückt mit dem Schloss Gabelhofen. Fans standen dort geduldig bei der Einfahrt, liefen Ferrari-Fahrer Carlos Sainz jr. hinterher oder warteten geduldig auf andere, um Selfies oder Autogramme zu ergattern. Drinnen bat die Scuderia Alpha Tauri zum Empfang.

Das Schlusslicht der Formel 1 – der Japaner Yuki Tsunoda (17. von 20 Fahrern) verbuchte in acht GP nur zwei Punkte und Neueinsteiger Nyck de Vries glänzt mehr durch Eloquenz denn brauchbaren Resultaten (0 Punkte, „Der Spielberg-GP ist wegen der orangen Farben auch mein Heim-GP“) – steht vor einem großen Umbruch. Teamchef Franz Tost tritt mit Saisonende ab, ein neuer Name soll folgen. Nur der Verbleib unter der Schirmherrschaft von Red Bull ist fix, ein Verkauf damit vom Tisch.

Tradition der Österreicher

Mit Tost, 67, tritt ein Österreicher nach dreizehn Dienstjahren und zwei Siegen (Sebastian Vettel 2008 in Monza, Pierre Gasly 2020 ebendort) ab. Seine Nachfolge treten der Franzose Laurent Mekies (er kommt von Ferrari) und der Vorarlberger Peter Bayer in einer Doppelspitze an. Der 51-Jährige stammt aus Au im Bregenzerwald und setzt damit die rot-weiß-rote Teamchef-Tradition in der F1 fort.

Yuki Tsunoda fuhr 2023 erst zu zwei WM-Zählern.
Yuki Tsunoda fuhr 2023 erst zu zwei WM-Zählern.APA / AFP / Geoff Robins

America‘s Cup, IOC, FIA - und jetzt Teamchef

Bayer ist in der Welt des Sports kein unbeschriebenes Blatt, und doch ist der Job als „Teamchef für mich eine große Ehre wie Herausforderung.“ Er war bis 2012 Generalsekretär der Olympischen Winter-Jugendspiele, war im America‘s Cup (Formel 1 des Segels), der Snowboard-Szene als Vermarkter und beim IOC aktiv. „Dann kam 2017 der Anruf von Jean Todt und ich wurde Generalsekretär des Automobilweltverbandes“, erzählt er der „Presse“. Er machte sich einen Namen, Tost hielt immer große Stücke auf ihn – und schlug ihn als Nachfolger vor.

Jetzt pendelt Bayer zwischen Faenza („Das Werk litt schwer unter den Unwettern, über 70 Mitarbeiter meldeten große Schäden ann, viele verloren ihr ganzes Hab und Gut in den Überschwemmungen“), der Geschäftsstelle in Bicester, England, sowie der Schweiz hin und her. Die Familie blieb dort, in Faenza (RB-Konzern übernahm 2006 Minardis Lizenz Infrastruktur) gebe es im Umkreis von 20 Kilometern kaum Schulen. Das sei auch ein Problem für Ingenieure und Techniker.

Nyck De Vries ist angezählt.
Nyck De Vries ist angezählt.APA / AFP / Timothy A. Clary

Aus der Pandemie zog man die Lehren: aus der Distanz, so Tost, könne man ja auch kommunizieren. Ob man sich aber via Zoom oder MS-Teams über Innovation und Aerodynamik ausreichend austauschen könne? Würden Techniker nicht miteinander können, Tost sprach aus leidvoller Erfahrung, sei es sogar sinnlos sein, wenn sie im gleichen Zimmer sitzen.

Muss auch Nyck de Vries gehen?

Damit ist fast alles gesagt zur aktuellen Situation, die alles, nur nicht verheißungsvoll anmutet. Das Auto, sagt Tost offen, sei zu langsam zu schlecht. Man müsse alles unternehmen, um den Piloten schleunigst ein flotteres Gefährt zu überantworten. Dass intern Druck wachse, manch einer De Vries vor dem Aus und Veteran Daniel Ricciardo ante portas sieht , gehöre zum Geschäft. Abhilfe würden nur Ergebnisse schaffen. Topresultate aber in Spielberg zu erwarten, wäre vermessen.

Nyck de Vries
Nyck de VriesAPA / AFP / Josep Lago

Bayer war gesondert bemüht darum, das Interesse der Stakeholder zu betonen, aus dieser Richtung wehte zuletzt allerdings sehr rauer Wind. Nicht jeder ist davon überzeugt, dass Tost ganz freiwillig seinen Posten räumt. In dieses Bild passt folgende Aussage von RB-Berater Helmut Marko, der die neuen Ziele des B-Teams klar skizzierte: „Anlehnung an Red Bull Racing, soweit es das Reglement erlaubt. Eigenkonstruktionen sind der falsche Weg.“

(fin)

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