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Unruhen in Frankreich: Polizei räumt Champs Élysées unter Einsatz von Tränengas

Die Pariser Champs Élysées ist normalerweise voller Touristen, in der Nacht auf Sonntag gab es dort heftige Proteste und ein großes Polizeiaufgebot
Die Pariser Champs Élysées ist normalerweise voller Touristen, in der Nacht auf Sonntag gab es dort heftige Proteste und ein großes PolizeiaufgebotNACHO DOCE
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In Paris, Marseille und Lyon gab es Krawalle, Plünderungen und Sachbeschädigungen. Mehr als 420 Menschen wurden festgenommen. Insgesamt war die Lage aber etwas ruhiger.

Frankreich kommt nach dem Tod eines Jugendlichen durch eine Polizeikugel weiter nicht zur Ruhe. Während in einigen Städten die Lage weniger angespannt schien als zuletzt, kam es primär in Paris, Marseille und Lyon erneut zu Krawallen. Bisher wurden in der Nacht von Samstag auf Sonntag 719 Festnahmen verzeichnet - deutlich weniger als in den Nächten zuvor. Außerdem wurden 871 Brandherde auf öffentlichen Straßen registriert, in der Nacht zuvor waren es noch 2560. Über 577 Autos brannten aus - nach 1350 am Vortag. Doch trotz des massiven Polizeiaufgebots und einer etwas ruhigeren Nacht ist eines klar: Ein friedliches Sommerwochenende in Frankreich sieht anders aus.Trotz all dem sei die Nacht „dank des entschlossenen Vorgehens der Ordnungskräfte“ eine ruhigere gewesen. Die Pariser Champs Élysées, normalerweise voller Touristen, wurde von einem großen Polizeiaufgebot unter Einsatz von Tränengas geräumt, wie „Le Figaro“ berichtete.

Darmanin schrieb weiter, trotzdem sei die Nacht „dank des entschlossenen Vorgehens der Ordnungskräfte“ eine ruhigere gewesen. Premierministerin Élisabeth Borne lobte die Einsatzkräfte: Angesichts der Gewalttätigkeiten zeigten sie beispielhaften Mut, schrieb sie auf Twitter. 45.000 Polizisten und Tausende Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen, um die Ordnung zu schützen.

In Marseille sei die Lage angespannt, aber unter Kontrolle, teilte die Stadtverwaltung am Abend mit. Den ganzen Abend über hätten sich Gruppen gebildet, um Schaden anzurichten, teilte die Präfektur Bouches-du-Rhône laut „Le Parisien“ mit. Die Polizei habe versucht, die Menschen mit Tränengas auseinanderzutreiben.

In Marseille wurde die Polizeipräsenz massiv verstärkt
In Marseille wurde die Polizeipräsenz massiv verstärktAPA / AFP / Clement Mahoudeau

Besonders in Marseille, Lyon und Grenoble wurde die Polizeipräsenz massiv verstärkt. Nachdem in Marseille zuvor eine Waffenkammer geplündert worden war, war die Polizei dort nun mit gepanzerten Fahrzeugen, Hubschraubern und Spezialtruppen im Einsatz. Nachdem in Marseille zuvor eine Waffenkammer geplündert worden war, war die Polizei dort nun mit gepanzerten Fahrzeugen, Hubschraubern und Spezialtruppen im Einsatz. Hier wurden 65 Menschen festgenommen und zwei Polizisten verletzt. Bislang wurden in der Stadt in Südfrankreich fast 400 Geschäfte zerstört, sagte der Präsident der IHK Aix-Marseille-Provence, Jean-Luc Chauvin, dem Fernsehsender franceinfo. Er schätzte die Verluste für Händler auf mehr als Hundert Millionen Euro.

Auslöser für die Unruhen war der Tod eines Jugendlichen durch einen Polizisten am Dienstag. Der 17-Jährige, dessen Familie aus Algerien stammt, war in Nanterre am Steuer eines Autos von einer Motorradstreife gestoppt worden. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten. Der Jugendliche wurde am Samstag im engsten Familienkreis beigesetzt. Der Polizist, der für seinen Tod verantwortlich gemacht wird, kam in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet. 

Der Jugendliche wurde am Samstagnachmittag in seinem Heimatort Nanterre nahe Paris beigesetzt. Beobachter hatten zuvor befürchtet, dass die Beerdigung erneut Öl ins Feuer gießen könnte. Doch in Nanterre blieb es „Le Parisien“ zufolge bis Mitternacht ruhig.

Staatsbesuch, Konzerte, Modeschauen abgesagt

Wegen der Unruhen sagte Präsident Macron seinen Staatsbesuch in Deutschland am Samstag ab. Es wäre der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland seit 23 Jahren gewesen. Doch die innenpolitische Lage zwingt Macron, in Frankreich zu bleiben.

Auch mehrere Konzerte, Modeschauen und andere Kulturveranstaltungen wurden in Frankreich abgesagt. Busse und Straßenbahnen fahren derzeit nur tagsüber, der Verkauf und das Mitführen von Feuerwerkskörpern und brennbaren Stoffen wurden verboten. Den nationale Notstand rief die Regierung allerdings bisher nicht aus, auch Ausgangssperren wurden nur vereinzelt in kleineren Orten verhängt. (APA/AFP)

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