Morgenglosse

Sehr solide, die Herrn Generaldirektoren!

Jonathan Fine ist neuer Generaldirektor des KHM.
Jonathan Fine ist neuer Generaldirektor des KHM.APA / Roland Schlager
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Schauen wir einmal, wie lange die beiden neuen Museumsdirektoren von Kunsthistorischem und Albertina Wiens eitlem Werben widerstehen.

Habemus directores, würde der Lateiner jetzt verkünden, Gottseidank stieg dazu nicht auch noch weißer Rauch aus der Albertina und dem Kunsthistorischen Museum auf. Trotzdem - wir haben zwei neue Museumsleiter, pardon, Generaldirektoren, über deren Profile wir ein halbes Jahr bereits spekulieren durften. Binnen einer Woche hat Staatssekretärin Andrea Mayer die zwei Personen jetzt vorgestellt, „vor dem Sommer“, wie das so schön aus ihrem Büro immer hieß. Jonathan Fine wird das KHM, Ralph Gleis wird die Albertina leiten. Ein wenig blass waren ihre ersten Auftritte an Mayers Seite zu nennen. Aber das wird schon, Wien ist noch jedem Kulturmanager (oder Beamten) zu Kopf gestiegen, wir schaffen das auch diesmal. Solidität? Wird zum Solitär. Nur eine Herausforderung...

Beide Herren haben dafür überraschend ähnliche Ausgangslagen, zumindest äußerlich. Sie sind um die 50, tragen Brille, Anzug, mehr oder weniger ergrautes Haar und kurze Nachnamen. Das soll ja angeblich Karrieren förderlich sein, liest man immer wieder. Beide haben seriöse Posten in Berlins Museumslandschaft besetzt, beiden ist Wien nicht neu, beide sprechen sehr höflich, zuvorkommend und achtsam und verwenden angesagtes Vokabular wie divers oder „Nowness“. Es sind zwei wie aus dem Katalog gepellte europäische Museumsdirektoren. Nicht einmal ihr männliches Geschlecht darf man ihnen vorhalten, sind die Bundesmuseen in Österreich doch mehrheitlich in weiblichen Händen. Gegen die beiden wirkt sogar Sabine Haag wie eine exzentrische Charismatikerin und Klaus Albrecht Schröder wie ein polternder Onkel aus Amerika.

Andrea Mayer und ihre Personalberatungsagentur dürfen jedenfalls endlich zufrieden in die Sommerfrische entfleuchen. Motto: Nur keine Wellen. Und die Bundesmuseen? Fallen bis 2030 in soignierten Winterschlaf. Aber das mag auch nur die lockende Täuschung der Oberfläche sein. Zumal im Kunstbetrieb immer (auch) eine Möglichkeit.

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