Konjunktur

Chinas Angst vor der Deflation

Wenn die Preise fallen, halten sich Konsumenten zurück, weil sie darauf hoffen, dass es noch billiger wird.
Wenn die Preise fallen, halten sich Konsumenten zurück, weil sie darauf hoffen, dass es noch billiger wird. Johannes Eisele/AFP via Getty Images
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Während der Westen mit hartnäckiger Inflation kämpft, steigt in China die Sorge vor sinkenden Verbraucherpreisen. Das hat auch Auswirkungen auf den Rest der Welt.

Was ist da los in China? Schwächelt die Volksrepublik oder legt sie gar eine wirtschaftliche Bruchlandung hin, in die sie die Welt hineinzieht? Die Zahlen, die das Statistikamt in Peking am Montag veröffentlichte, treiben so manchem Ökonomen jedenfalls Sorgenfalten auf die Stirn. Denn die Hersteller aus dem Reich der Mitte mussten ihre Preise im Juni wegen der schwachen Nachfrage so stark senken wie seit siebeneinhalb Jahren nicht mehr. Die Erzeugerpreise fielen gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,4 Prozent. Damit handelt es sich nicht nur um den neunten Rückgang in Folge, sondern auch um den stärksten Einbruch seit Dezember 2015.

Vor allem in den Bereichen Energie, Metalle und Chemikalien sahen sich die Unternehmen dazu gezwungen, ihren Kunden günstigere Angebote zu machen. Einerseits weil sich die Nachfrage im Ausland abschwächt, aber auch weil sie im Inland nicht mehr anzieht. Bei den Verbraucherpreisen zeigt sich seit Längerem ein ähnliches Bild: Die Inflation stagnierte im Juni auf dem Niveau des Vorjahresmonats, nachdem es im Mai immerhin noch einen minimalen Anstieg von 0,2 Prozent gegeben hatte. Der Index sank somit auf niedrigsten Stand seit zwei Jahren.

Billigere Produkte aus China?

Während also alle westlichen Volkswirtschaften derzeit das Problem haben, ihre Preise kaum einfangen zu können, zeigt sich in China ein Bild, mit dem vor allem Europa und die USA in den vergangenen zehn Jahren enorm zu kämpfen hatten: äußert niedrige Inflationsraten. Die Regierung in Peking strebt für dieses Jahr eine durchschnittliche Inflationsrate von etwa drei Prozent an. Ob dieses Ziel noch als realistisch betrachtet werden darf, ist allerdings fraglich. Dass die Verbraucherpreise in China sinken, könnte dem Westen jedoch in die Karten spielen: Denn werden Waren aus China billiger, kann das auch hier in niedrigeren Teuerungsraten durchschlagen. Und dies könnte vor allem die Eurozone gut gebrauchen – im Mai lag die Inflation nämlich bei 6,1 Prozent.

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