Quergeschrieben

Von Gesinnungsschnüffelei und Gesinnungsjournalisten

Es ist schon erstaunlich, wie eifrig sich die ÖVP darum bemüht, auch noch ihre allerletzten liberalen Teilzeitsympathisanten (m/w/*) nachhaltig zu vergraulen.

Zur Autorin

Dr. Andrea Schurian ist freie Journalistin. Die ehemalige ORF-Moderatorin („Kunststücke“, „ZiB Kultur“) gestaltete zahlreiche filmische Künstlerporträts und leitete zuletzt neun Jahre das Kulturressort der Tageszeitung „Der Standard“. Seit Jänner 2018 ist sie Chefredakteurin der jüdischen Zeitschrift „Nu“.

Angeblich kommt es vor allem in blaudurchtränkten Flächenbezirken gut an, weshalb Wiens VP-Chef, Karl Mahrer, passend zu seinem eher unterkomplexen Furcht- und Tadelvideo über die multikulturellen Schrecknisse des Wiener Brunnenmarktes, dieser Tage im Gemeinderat den Antrag einbrachte, Fördernehmer und Kooperationspartner der Stadt Wien „hinsichtlich der Verbreitung marxistisch-leninistischer Inhalte“ zu überprüfen.

Eventuell hat ja Metternichs Spitzelpolizei dem Ex-Polizeigeneral als Vorbild gedient. Zuletzt waren hierorts Nach­forschungen zur politischen Gesinnung jedenfalls in der Nazizeit en vogue, in aufgeklärten, liberalen Demokratien gerieten sie bald aus der Mode. Nur in kommunistischen Diktaturen ist Ge­sinnungsschnüffelei immer noch politischer Alltag. Weshalb selbst der ehemalige zweite Nationalratspräsident und schwarze Ex-Minister Heinrich Neisser Mahrers Antrag als „lächerlich, dilettantisch formuliert und ohnehin nicht umsetzbar“ bezeichnet und vor der Gefahr von Schnüffelaktionen warnt.

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