Konsole

Wo die Pilze um die Ecke biegen

„Super Mario Bros 3“ kostete 999 Schilling, ein Vermögen, das man gern ausgab, weil Mario zum Waschbären wurde. Doch rückblickend stellt sich die Frage: Wie haben wir die schlechten Grafikauflösungen und die verpixelten Welten eigentlich ausgehalten?

Vor den Mario-Brüdern gab es die Schwestern. Die Giana Sisters nämlich. So hieß eines jener frühen Computerspiele, das ich, wenn die großen Buben in der Siedlung gnädig mit der kleinen Nachbarin waren, ab und zu auf ihren damals supermodernen (und rückblickend sagenhaft umständlichen) Commodore-64-Computern ausprobieren durfte. Der eine wohnte einen Halbstock über mir, der andere in der Wohnung nebenan, der Weg zum frühen Spielglück war also nicht weit und so konnte ich schon Jahre vor Marios Siegeszug mit zwei Schwestern als Heldinnen (wobei mir nur Giana erinnerlich ist, wer war eigentlich die andere Schwester?) durch sehr ähnliche Landschaften rennen und springen wie später durch diverse Super Mario Worlds. Die Grafik war aus damaliger Sicht sensationell, aus heutiger zum Davonlaufen, es gab wie bei Mario nur den Weg nach vorn, nie zurück – und den Spielstand konnte man selbstredend nicht speichern. Man musste also immer und immer wieder von vorn anfangen, ehe man zu den neuen, unbekannten Welten kam.

Später hatte ich dann mein eigenes Nintendo Entertainment System und wenn gerade niemand sonst daheim war (und über die viel zu lange Spieldauer schimpfen konnte) verbrachte ich mit Mario, Luigi, Kid Icarus und – eines der unterschätztesten Spiele, wie ich finde – „Chip und Chap. Rescue Rangers“ viele Stunden. Am allermodernsten war „Super Mario Bros 3“, das 999 Schilling (ein kleines Vermögen) gekostet hat, was man aber gern ausgab, weil Mario erstmals als Waschbär fliegen konnte, was damals viel schlüssiger war, als es jetzt rückblickend klingt.

In einer Nacht durchgespielt

Als Einzelkind musste ich das NES nie teilen, aber schöner war es doch, wenn Freundinnen zu Besuch kamen (die Nachbarbuben waren da schon zu groß, um noch beeindruckt zu sein). Mein NES habe ich übrigens immer noch, irgendwo im Keller, und vor Jahren habe ich es einmal an den Fernseher angeschlossen und eine Nacht durchgespielt (nie vergeht die Zeit so schnell wie beim Konsolenspielen). Auch nach 25, 30 Jahren ist man sofort wieder drinnen, weiß genau, bei welcher Stelle Pilze um die Ecke biegen, Abgründe überwunden werden müssen – oder aus welcher Röhre eine dieser schießenden Pflanzen auftauchen wird. Erstaunlich, was sich das Hirn alles merkt.

Und wie sehr es in der zweidimensionalen Welt von damals hängen geblieben ist: Spiele ich heute mit dem Kind auf seiner Switch, fallen meine Marios und Luigis ständig seitlich von Wegen in Abgründe, stürze über Kanten, lauter Unfälle, die in den 2-D-Welten der 1980er-Jahre nicht möglich waren. Natürlich ist die Switch, die hochmoderne Ur-Enkelin von Gameboy und NES, zigfach besser. Heute weiß man gar nicht mehr, wie man diese schlechten Grafikauflösungen und verpixelten Welten damals ausgehalten hat. Aber was war das für ein Spaß!

Nintendo

Als „Famicom“ wurde die Heimkonsole im Juli 1983 in Japan vorgestellt, sie war zu dem Zeitpunkt weiß und rot. Zwei Jahre später, in der grauen Variante und nunmehr als „Nintendo Entertainment System“ (NES), kam die Konsole auf den US-amerikanischen Markt – und anschließend nach Europa.

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