Literatur

Nimm keine Unbekannten mit nach Hause!

Radikal und zärtlich ist Adrian Schiops autofiktionaler Roman über Bukarests ärmsten Bezirk.

Der Anteil jener von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Menschen lag in Rumänien 2020 bei 30,4 Prozent, das ist knapp ein Drittel der Bevölkerung. Rumänien zählt zu den finanzschwächsten Ländern der EU. Im Ferentari, dem ärmsten Bezirk der rumänischen Hauptstadt Bukarest, leben offiziell ca. 90.000 Menschen, die meisten davon Roma. Auch Adrian Schiop, Drehbuchautor und freier Schriftsteller, Journalist, Maler und ehemaliger Lehrer, lebt hier, und hier siedelt er auch seinen autofiktionalen Roman „Soldaten. Geschichte aus dem Ferentari“ an.

2014 in rumänischer Sprache erschienen, erlangte dieser mehrfach ausgezeichnete Text bald schon den Status eines Kultromans, gilt er denn als einer der ersten queeren Romane Rumäniens, eines Landes, in dem erst Anfang der 2000er-Jahre im Zuge der EU-Beitrittsverhandlungen der berüchtigte Strafparagraf 200 abgeschafft wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte homosexuellen Menschen bei einem Outing eine mehrjährige Haftstrafe gedroht.

Am Rande von Gut und Böse

Dass die Ressentiments gegenüber der LGBTIQ+-Szene nach wie vor stark verankert sind und die systematische Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen unweigerlich in eine von Armut, Bildungsferne und Hoffnungslosigkeit geprägte Schattengesellschaft führt, thematisiert Schiop in „Soldaten“ mit radikaler Deutlichkeit.

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