Krimi-Kurzkritiken

Salzburg-Krimis: Hier stirbt nicht nur Jedermann

Katharina Eigner verbindet in ihren Büchern Spannung mit Lokalkolorit.
Katharina Eigner verbindet in ihren Büchern Spannung mit Lokalkolorit.Martina Weiss
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Der Tod gehört zur Festspielstadt einfach dazu. Vielleicht erscheinen deshalb so viele Krimis, die in Salzburg spielen. „Die Presse“ hat drei davon gelesen.

Jenna Theiss: „Salzburger Abgründe“, Piper-Verlag, 288 Seiten, 12,95 Euro
Jenna Theiss: „Salzburger Abgründe“, Piper-Verlag, 288 Seiten, 12,95 Euro

Super-Recognizer im Einsatz

Die Salzburger Autorin Jenna Theiss hat bereits Erfahrung im lokalen Krimifach. Mit „Salzburger Abgründe“ legt sie den ersten Band einer neuen Reihe rund um die junge Polizistin Dina Stassny vor, die sich nach einer persönlichen Tragödie von Wien nach Salzburg versetzen lässt und dort ein außerordentliches Talent an sich entdeckt: Sie ist eine der „Super Recognizer“, die sich Gesichter ungewöhnlich gut einprägen und wieder erkennen können. Diese Fähigkeit erweist sich im Laufe der Ermittlung rund um den gewaltsamen Tod eines bekannten Salzburger Reproduktionsmediziners als Zünglein an der Waage. Jenna Theiss überrascht den Leser in „Salzburger Abgründe“ mit vielen ungewöhnlichen Wendungen, die aber immer auf dem Boden der Plausibilität bleiben. Dazu kommen historisches Wissen, ein solides Personal und lokales Flair. Ein Krimi nicht nur für die Festspielzeit.

Miss Marple im Dirndl

Katharina Eigner: „Salzburger Saitenstich“, Gmeiner-Verlag, 347 Seiten, 15,50 Euro
Katharina Eigner: „Salzburger Saitenstich“, Gmeiner-Verlag, 347 Seiten, 15,50 Euro

Katharina Eigner legt mit „Salzburger Saitenstich“ bereits den dritten Krimi rund um die umtriebige Arzthelferin Rosemarie Dorn vor, eine jüngere Miss Marple im Dirndl. Zwei unter verdächtigen Umständen ertrunkene Personen im Salzburger Vorort Grödig sind definitiv zwei mysteriöse Tode zu viel: ein Hypochonder und „Stammkunde“ der Arztpraxis Fleischer wird aus dem Almkanal gefischt, eine demenzkranke Patientin aus der Schleinlacke. Für Rosemarie wird’s diesmal persönlich, die Morde führen sie nicht nur ins musikalische Herz Salzburgs, sondern auch zurück in ihre eigene geheimnisvolle Vergangenheit als Findelkind. Mit dabei ist wie immer Rosemaries krankhaft neugierig bis detektivisch ambitionierte Umgebung, von Schwiegermutter Hermi bis zur besten Freundin, Volksschullehrerin Vroni. Diese warten mit vielen selbstgehäkelten Theorien auf, die Auflösung wirkt, wie oft bei Lokalkrimis, etwas konstruiert. Was man angesichts des Humors und des schrullig-sympathischen Personals verzeiht.

Kampf um ein Patent

Ernst Kaufmann: „Bleiche Erben – Inspektor Ruprecht und die Schönheit“, Anton Pustet-Verlag, 307 Seiten, 24,95 Euro
Ernst Kaufmann: „Bleiche Erben – Inspektor Ruprecht und die Schönheit“, Anton Pustet-Verlag, 307 Seiten, 24,95 Euro

Auf den ersten Blick ist die Sache klar: Jonas Röhm, der lebenslustige Erbe eines Salzburger Pharma-Unternehmens, wickelt sich um zwei Uhr früh mit seinem Mustang um einen Felsen auf der Bergstraße oberhalb von Hallein. Doch Inspektor Martin Ruprecht, „Chef vom Blut“ beim LKA in Salzburg und zufällig am Unfallort, fallen einige Ungereimtheiten auf. Dazu kommen verdächtige Begleitumstände: ein großes Schweizer Unternehmen will die Firma Röhm unter allen Umständen (aber nicht um jeden Preis) kaufen, Eigentümerin Sophia wird nach dem Unfall ihres Bruders erpresst. Inspektor Ruprecht ist bald überzeugt, dass hinter dem Unglück mehr steckt als eine nasse Fahrbahn. Für die österreichische Krimi-Landschaft ist Ernst Kaufmanns gut geschriebene Reihe um den ebenso klugen wie eigensinnigen Inspektor Martin Ruprecht und seine entzückende Spaniel-Hündin Ella eine Bereicherung. Die Handlung rankt sich jedes Mal um ein aktuelles Thema – Kunstraub im ersten Band „Blanke Gier“, Wasser im dritten Band „Bittere Quellen“, der im Mai 2024 erscheint. 

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