Interview

Michael Maertens: „Mein Jedermann ist im Umgang mit der Buhlschaft eher schüchtern“

„Ich sehe den Jedermann nicht als laut und polternd“: Michael Maertens bei einer „Jedermann“-Probe im Schüttkasten, Salzburg.
„Ich sehe den Jedermann nicht als laut und polternd“: Michael Maertens bei einer „Jedermann“-Probe im Schüttkasten, Salzburg. Jan Friese
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Nicht wie die „klassischen Jedermänner“ will Michael Maertens sein. Der „Presse“ erklärte er am Mönchsberg, warum er die Buhlschaft nicht an sich reißt, warum er keinen Fatsuit trägt – und warum man ihn noch nie als Faust gesehen hat.

Wann sind Sie das erste Mal mit dem „Jedermann“ in Berührung gekommen?

Als kleiner Junge, so mit elf. Das war, als mein Vater den Tod im „Jedermann“ gespielt hat. Allerdings nicht in Salzburg, sondern in Eppenheim im Odenwald in Hessen. Das wurde uns Kindern als Urlaub verkauft, aber wir haben immer gesagt: Papi, wir wollen mitspielen! So durften dann meine Schwester und ich die Kinder des Schuldknechts spielen. Und nun schließt sich der Kreis: Bei fünf Aufführungen dieses Jahr spielen meine Kinder diese Rolle.

Schöne Geschichte.

Find ich auch. Und sie gefällt mir auch, weil ich weiß: Dieses Stück ist ja bei manchen Kritikern und Kollegen richtig verpönt, die fragen: Was soll denn dieses Kasperletheater? Auf mich als Kind hat es tiefen Eindruck hinterlassen. Aber der ist nicht verflogen. „Jedermann“ ist eines der Stücke, mit denen ich mich am meisten befasst habe, auch geistig und philosophisch. Sie werden sagen: Ich verteidige jetzt dieses Stück, weil ich die Titelrolle spiele. Aber ich schwöre Ihnen: Man könnte den „Jedermann“ auch am Deutschen Theater in Berlin spielen. Es beschäftigt sich mit Fragen, die uns alle angehen: Warum sind wir hier? Wie verbringen wir unsere Zeit hier? Und wie wird es sein, wenn wir gehen? Was haben wir hinterlassen? Das sind ungeheuer wichtige Themen. Und Hofmannsthal hat sie in einer Stunde und 45 Minuten zusammengefasst. Wie mein Freund Nicholas Ofczarek mir sagte: Michi, das ist eine großartige Rolle, du wirst eine große Freude haben. Und genauso ist es.

Sie sehen den „Jedermann“ also nicht als eine Art Laienbibel-„Faust“?

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