Interview

Joachim Meyerhoff: „Ich vermisse diese gewisse Festlichkeit“

Joachim Meyerhoff würde nie wagen, Wienerisch zu sprechen.
Joachim Meyerhoff würde nie wagen, Wienerisch zu sprechen.Ingo Pertramer
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2019 hat Joachim Meyerhoff Wien verlassen, um an der Berliner Schaubühne zu spielen. »Ich habe unterschätzt, was es heißt, an einen anderen Ort zu ziehen«, sagt der Schauspieler. Mittlerweile fühlt er sich in Berlin schon wohl. Das Burgtheater fehlt ihm dennoch.

Sie haben 14 Jahre lang in Wien gelebt und am Burgtheater gespielt. „Ich bin kein Wiener und werde das auch nie werden. Das ist mir verwehrt, leider!“, sagten Sie, kurz bevor Sie nach Berlin an die Schaubühne gingen. Sind Sie mittlerweile ein Berliner?

Joachim Meyerhoff: Das ist eine komplizierte Angelegenheit. Mittlerweile musste ich erkennen, dass es besser ist, etwas nicht zu werden, aber sich danach zu sehnen. Das hält einen frisch und wach. Das ist besser als dazuzugehören und das dann gar nicht so sehr schätzen zu können. Berlin ist mir vertraut von der Mentalität, aber die erste Zeit war hart, was auch mit der Coronapandemie zu tun hatte. Aber ich habe unterschätzt, was es bedeutet, an einen anderen Ort zu ziehen. Ich dachte, das ist etwas, was man halt so macht. Aber so ist das nicht. Wien, das war die Zeit mit meinen beiden Töchtern, eine ist ja in Wien geboren und auch mein Sohn, und die Arbeit am Burgtheater war so ausfüllend. In Wien habe ich auch mit dem Schreiben begonnen, mein letztes Buch über meinen Schlaganfall ist auch noch in Wien entstanden. Danach habe ich länger kaum geschrieben und erst jetzt wieder damit angefangen. Kurzum, die 14 Jahre waren sehr prägend für mich. Mittlerweile fühle ich mich auch in Berlin wohl, aber es ist keine Stadt, in der man die Sehnsucht entwickelt, heimisch zu werden.

Es ist schon ein Unterschied, ob man in einer Stadt nicht heimisch wird oder gar nicht die Sehnsucht entwickelt, heimisch zu werden.

Genau. Berlin ist eine unsentimentale Stadt, sich in dieser Stadt zu bewegen ist viel anstrengender. Man braucht Kraft, um sich zu behaupten. Aber gut, dieses Berlin-Bashing ist auf Dauer auch fad.

Ist es für Sie schwierig, sich an neue Theaterräume zu gewöhnen? Die Bühne des Burgtheaters und die der Schaubühne sind ja komplett anders.

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