Tour de France

Tour: Die übliche Pein krönen jetzt auch noch Wegelagerer, Defekte und Stürze

Sinnbild der 110. tour de France: Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar liefern sich ein Duell. Noch führt der Däne um zehn Sekunden.
Sinnbild der 110. tour de France: Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar liefern sich ein Duell. Noch führt der Däne um zehn Sekunden.Imago / Vincent Kalut
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Jonas Vingegaard hielt allen Attacken von Tadej Pogacar stand, der Däne führt nach 15 von 21 Etappen bei der Tour de France. Ein Defekt warf Felix Gall zurück, der Ärger rund um Zuschauer wächst.

Saint-Gervais. Radprofis haben es nie leicht, schon gar nicht bei der Tour de France. Da mühen sich die „Helden der Landstraße“ über wirklich jeden Stein und Anstieg, müssen auf jeder Etappe Attacken ihrer Konkurrenten sonder Zahl parieren - und dann stehen zu guter Letzt noch Fotografen oder Zuschauer im Weg und versperren diesen. Dass der Slowene Tadej Pogacar am Ende der 15. Etappe mit großem Zorn vom Rad gestiegen war, konnte jeder nachvollziehen: er hätte ins „Gelbe Trikot“ schlüpfen können, doch er wurde am letzten Anstieg, den gefürchteten Col de Joux Plane, aufgehalten, weil ein TV- und Fotografen-Motorrad die schmale Straße blockierte. Er musste bremsen, schwieg, grollte - und verlor wichtige Zeit wie Kraft.

Den Sprint um die Bonussekunden auf der Passhöhe verlor er gegen Jonas Vingegaard, auch deshalb trägt der dänische Titelverteidiger weiterhin das „Maillot Jaune“. Nach zwei Dritteln der Tour trennt das Duo nur zehn Sekunden. Und, es warten noch knapp 1000 Kilometer.

Am Montag stand der Ruhetag an, „Scharfrichter“ (515 Euro Strafe für die „Blockierer“), Masseure und Psychologen hatten da ihren Einsatz. Auch Polizei und Staatsanwalt stiegen ein, ein Fan war auf dem Weg nach Saint-Gervais, 128 Kilometer vor dem Ziel, zu weit auf der Straße gestanden, mit ausgestrecktem Arm für ein plumpes Selfie. Der Amerikaner Sepp Kuss touchierte ihn, kam zu Sturz und riss mehr als 20 Fahrer mit zu Boden. Vingegaards Helfer fehlte, laut „Le Parisien“ habe die Gendarmerie den Übeltäter identifiziert. Diese Tour hat dann jedenfalls ein Nachspiel - vor Gericht.

Qual der Masse, Pein des Einzelnen

Die Zuschauermassen und ihre Unachtsamkeiten bleiben das große Problem dieser 110. Tour. Ein anderes sind die ob der Belastung zusehends schwindenden Kräfte und das schwächer werdende Material. Felix Gall quälte bis spät in die Nacht noch ein Defekt, der wichtige Minuten kostete beim Wechsel auf die „Ersatzmaschine“. Der Osttiroler in Diensten des AG2R-Rennstalls, er trug zwischenzeitlich auch das Bergtrikot, fiel aus den Top 10 und steht vor dem 22 Kilometer langen Zeitfahren am Dienstag als Elfter (14:39-Minuten zurück) dennoch mit einem überaus passablen Auftritt bei der „Grande Boucle“ da.

Die weitere Österreicher spielen Nebenrollen: Felix Großschartner (24.; +1:14:10 Std.), Gregor Mühlberger (47.; +2:14:14), Patrick Konrad (79.; +3:00:30), Marco Haller (87.; +3:09:48) und Michael Gogl (128.; +3:59:12) liegen abgeschlagen zurück.

Felix Gall müht sich.
Felix Gall müht sich.Getty Images / Tim De Waele

Sechs Kilometer steil bergauf

Nach der Berg-Trilogie am Wochenende in den Alpen waren Augenblicke der Einhalt von großer Bedeutung, Gall, 25, nützte sie zur Regeneration und obligatorischer Zoom-Session mit Medienvertretern. Er wirkte müde, dennoch guter Dinge, die Tour sei weiterhin die „Erfüllung eines Kindheitstraumes“ und sein überraschend guter Auftritt für ihn selbst die Aufmunterung, „freilich“ bis ins Ziel nach Paris durchzuhalten. Das einzige Einzelzeitfahren, die 22 km in Passy, sollten ihm ob der der Topographie mit zwei Anstiegen eher entgegenkommen, die finalen sechs Kilometer führen steil bergauf. Allerdings, im Kampf gegen die Uhr war er zuletzt nicht mit dem „Gerät“ zufrieden.

Aus Gall sprach nach nunmehr bereits drei Radwechseln also auch eine gehörige Portion Frust. „Ich habe den Anschluss an die Gruppe verloren, den ganzen Schwung.“ Was man dagegen tun könne? In der Regel setzen sich die Fahrer am Ruhetag für maximal zwei Stunden zu einer lockeren Ausfahrt aufs Rad, lassen sich von Physiotherapeuten behandeln, empfangen die Familien. Gall plauderte - und stieg aufs Rad. (fin)

15. Etappe, Les Gets - Saint-Gervais (179 km): 1. Wout Poels (NED) Bahrain 4:40:45 Std. - 2. Wout van Aert (BEL) Jumbo +2:08 Min. - 3. Mathieu Burgaudeau (FRA) Total +3:00. Weiter: 16. Tadej Pogacar (SLO) UAE +6:04 Min. - 17. Jonas Vingegaard (DEN) Jumbo gleiche Zeit - 26. Felix Gall (AUT) AG2R +8:17 - 30. Gregor Mühlberger (AUT) Movistar +10:47 - 36. Felix Großschartner (AUT) UAE +13:54 - 50. Marco Haller (AUT) Bora +20:55 - 57. Patrick Konrad (AUT) Bora +22:06 - 123. Michael Gogl (AUT) Alpecin +33:39

Gesamtwertung: 1. Vingegaard 62:34:17 Std. - 2. Pogacar +10 Sek. - 3. Carlos Rodriguez (ESP) Ineos +5:21 Min. Weiter: 11. Gall +14:39 - 24. Großschartner +1:14:10 Std. - 47. Mühlberger +2:14:14 - 79. Konrad +3:00:30 - 87. Haller +3:09:48 - 128. Gogl +3:59:12

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