Missbrauchsvorwürfe

Rammstein-Fans in Berlin: „Till Lindemann for president!“

Ein paar Hundert Menschen demonstrierten am Samstag gegen die drei Rammstein-Konzerte in Berlin.
Ein paar Hundert Menschen demonstrierten am Samstag gegen die drei Rammstein-Konzerte in Berlin.Imago / Stefan Zeitz
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Eine Woche vor ihren Shows in Wien trat die deutsche Band in Berlin auf. Fans und Gegner standen sich gegenüber und zeigten sich die Mittelfinger. Vor dem letzten Konzert tauchen neue Anschuldigungen auf.

Auf dem Parkplatz vor dem Berliner Olympiastadion sitzen Thomas, Michael und Heike neben ihrem Campingwagen. „Es ist nichts bewiesen“, sagt Heike. „Was interessiert mich, was irgendwelche Influencer sagen“, kommentiert Thomas, dessen Campingsessel in den Farben der Deutschlandfahne gehalten ist. „Ach“, murmelt Michael und macht mit seiner Hand eine Bewegung, als würde er eine lästige Fliege hinter seinem Ohr verscheuchen wollen.

Es ist Samstagnachmittag, in ein paar Stunden wird Rammstein vor 70.000 Menschen im Olympiastadion auftreten. Gut möglich, dass es eines der allerletzten Male in Berlin ist. Denn die deutsche Band durchlebt gerade ihre größte Krise. Dem Sänger, Till Lindemann, wird von mehreren Frauen vorgeworfen, sie in einem System des sexuellen Machtmissbrauchs ausgenutzt zu haben.

Der 60-Jährige streitet das vehement ab. Und Thomas, Michael und Heike sagen, was so viele Rammstein-Fans den Journalisten sagen, die sich rund um das Olympiastadion tummeln: Bewiesen ist nichts. Wo bleibt die Unschuldsvermutung? In ein paar Stunden werden die Mittfünfziger ihre Kurzarmhemden und Ruderleiberl gegen schwarze T-Shirts mit Rammstein-Logo tauschen, die Sandalen gegen Stiefel. Feuer, Leder, Kunstblut lautet das Versprechen. „Das ist heute ein Heimspiel, die sind ja alle aus dem Osten“, sagt Thomas aus dem sächsischen Bauzen. Er hat sich zur Jahrtausendwende in die Berliner Band verliebt, als das Album „Mutter“ herauskam. Beim Konzert in München war er dabei, es war das erste in Deutschland nach den Berichten über Übergriffe. „Da war Till schon verhalten“, meint der Mittfünfziger.

„Die haben nie was geleistet“

Es ist etwas mehr als einen Monat her, dass die Vorwürfe gegen Lindemann aufkamen. Erst vorgetragen im Internet, dann nachrecherchiert von deutschen Zeitungen. Der Fall Lindemann wurde zum Fall Rammstein – und auch zu einer Debatte über die Trennlinie zwischen Künstler und Kunstwerk, Männerrollen, Macht in der Musikindustrie.

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