Konjunktur

Chinas Nach-Corona-Boom ist vorbei

Schwache Exporte, kriselnder Immobilienmarkt und rekordhohe Jugendarbeitslosigkeit belasten das chinesische Wachstum.
Schwache Exporte, kriselnder Immobilienmarkt und rekordhohe Jugendarbeitslosigkeit belasten das chinesische Wachstum.Reuters / Thomas Peter
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Das chinesische Wachstum im zweiten Quartal schwächelte. Die Schwierigkeiten haben auch globale Auswirkungen. Unterdessen beginnen die Klimagespräche mit den USA.

Der wirtschaftliche Aufschwung Chinas in diesem Jahr hat sich eingebremst. Nach einem besseren Wachstum im ersten Quartal, als erwartet worden war, schwächelt die nach den USA weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft zum Ende der ersten Jahreshälfte. Von April bis Juni ist das Bruttoinlandsprodukt nur noch um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gewachsen, so das Statistikamt in Peking am Montag. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum wuchs die Wirtschaft mit 6,3 Prozent zwar so kräftig wie seit zwei Jahren nicht mehr, allerdings dämpften 2022 die zahlreichen coronabedingten Lockdowns in der Wirtschaftsmetropole Shanghai und anderen Großstädten das Ergebnis massiv.

Rekord bei Jugendarbeitslosen

Schwierigkeiten zeigen sich an vielen Fronten. Zum einen leidet der Exportweltmeister an einer zurückhaltenden Nachfrage aus dem Ausland, weil sich wichtige Abnehmerländer wie Deutschland in einer Schwächephase befinden. Die Ausfuhren brachen im Juni so stark ein wie seit Ausbruch der Coronapandemie vor über drei Jahren nicht mehr. Zum anderen belastet der kriselnde Immobilienmarkt das Land. Der Sektor und die dazugehörigen Branchen machen etwa ein Fünftel des chinesischen Wachstums aus. Eine Wende in diesem Bereich sei entscheidend für die Erholung der Gesamtwirtschaft, so Experten.

Ein weiteres Problem ist die Jugendarbeitslosigkeit. Sie erreichte im Juni den höchsten Wert, der in den Daten, die bis 2018 zurückreichen, je aufgezeichnet wurde. Die Arbeitslosenquote bei den jungen Chinesen erreichte im Juni 21,3 Prozent, da Millionen Schul- und Uni-Absolventen nur noch ein begrenztes Jobangebot zur Verfügung steht. Damit sind etwas mehr als ein Fünftel der Chinesen im Alter von 16 bis 24 Jahren arbeitslos. Und die Zahl dürfte im Juli weiter steigen. Vermutlich ist die hohe Arbeitslosigkeit auch ein Grund für den schwächelnden Konsum: Im Juni ist der Einzelhandelsumsatz nur um 3,1 Prozent gewachsen, nachdem er im Mai noch um 12,7 Prozent zugelegt hatte.

Druck auf globales Wachstum

All das erhöht den Druck auf das globale Wachstum im heurigen Jahr und macht ein politisches Eingreifen wahrscheinlicher. Voraussichtlich tritt das Politbüro der Kommunistischen Partei, das oberste Entscheidungsgremium, noch in diesem Monat zusammen, um über die Wirtschaftspolitik zu beraten. Analysten bezweifeln inzwischen, ob das von der chinesischen Regierung angegebene Wachstumsziel von fünf Prozent heuer überhaupt noch geschafft werden kann.

Für die Ökonomin Carol Kong von der Commonwealth Bank of Australia zeigen die Daten, „dass Chinas Nach-Corona-Boom eindeutig vorbei ist“, wie sie zur Nachrichtenagentur Reuters sagte. Experten glauben, dass Regierung und Zentralbank versuchen werden, der Konjunktur mit neuen Hilfen auf die Sprünge zu helfen, wie etwa mit einer Lockerung der Geldpolitik und gezielter fiskalischer Unterstützung in entsprechenden Schlüsselbranchen wie Immobilien und Baugewerbe. Ein Allheilmittel sei das aber nicht, heißt es. „Eine übermäßige kurzfristige Stimulierung der Nachfrage könnte sich als kontraproduktiv erweisen, indem sie den Schuldenaufbau anheizt“ und einige Ungleichgewichte verstärken würde, sagt Frederic Neumann, Chefökonom für Asien bei HSBC, gegenüber Bloomberg.

Klimagespräche mit den USA

Einen Ruf nach Maßnahmen gibt es auch in Sachen Klimapolitik. Nachdem am Sonntag mit 52,2 Grad Celsius ein neuer Hitzerekord im Nordwesten Chinas gemessen worden war, starteten, trotz politischer Spannungen, die Klimagespräche zwischen den beiden größten CO2-Verursachern USA und China.

Erste Gespräche zeigten am Montag positive Signale. Vergangenes Jahr hatte China die Gespräche mit den USA über die Klimapolitik kurzzeitig ausgesetzt, nachdem die damalige Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, Taiwan besucht hatte. Kerrys Beziehungen zu seinen chinesischen Gesprächspartnern gelten jedoch als vergleichsweise gut.

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