Proteste

Irans Regime lässt Sittenwächter auf Frauen los

Mit oder ohne Kopftuch? Das Regime will das wieder strenger kontrollieren.
Mit oder ohne Kopftuch? Das Regime will das wieder strenger kontrollieren. Wana News Agency/Reuters
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Nach Monaten patrouillieren die Religionswächter im Iran wieder, um den Kopftuchzwang zu kontrollieren. Das könnte die Protestbewegung der Frauen für mehr Rechte wieder aufflammen lassen.

Als im Iran im Vorjahr landesweite Proteste gegen das theokratische System ausbrachen, verschwand die Religionspolizei von den Straßen. Seitdem wurden Frauen in der Islamischen Republik vielerorts nicht mehr von den Sittenwächtern kontrolliert, wenn sie ohne Kopftuch aus dem Haus gingen. Der Rückzug der Religionspolizei war der größte Erfolg der Protestbewegung gegen das Regime und zeigte, wie verunsichert die Mullahs wegen des Aufstandes waren. Jetzt sind die Religionspolizisten zurück: Das Regime fühlt sich sicher genug, um den Kopftuchzwang wieder durchzusetzen. Damit könnte das Regime der Protestbewegung neuen Auftrieb geben.

Beamte der Religionspolizei in Teheran traten die Proteste im September los, als sie die 22-jährige Mahsa Amini wegen eines angeblich zu locker gebundenen Kopftuchs festnahmen und so schwer misshandelten, dass sie starb. Aminis Tod war der Funke, der die aufgestaute Wut vieler Iraner über ihren Staat explodieren ließ. Bei Demonstrationen verbrannten Frauen öffentlich ihre Kopftücher, und die Parole „Frauen, Leben, Freiheit“ wurde zum Schlachtruf von Millionen Demonstranten.

Taktischer Rückzug

Die Moralpolizei sei nur aus taktischen Gründen zurückgezogen worden, sagt Ali Fathollah-Nejad, Iran-Experte und Direktor der Berliner Denkfabrik Center for Middle East and Global Order: „Die Sicherheitskräfte hatten damals andere Prioritäten“, schildert Fathollah-Nejad der „Presse“. Nun wähne sich das Regime sicher, auch weil die internationale Aufmerksamkeit für die Lage im Iran gesunken sei.

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