Wasserpegel

Heikler Sommer für Rhein-Schifffahrt

Niedrigwasser in Düsseldorf Mitte Juni 2023.
Niedrigwasser in Düsseldorf Mitte Juni 2023.IMAGO/Michael Gstettenbauer
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Der Wasserstand des Rheins, der wichtigsten Binnenwasserstraße des Kontinents, dürfte in diesem Sommer wieder auf ein kritisch niedriges Niveau sinken. 

Extreme Hitze in Teilen Europas stellt die Funktionsfähigkeit der Energie- und Verkehrsnetze auf eine harte Probe. Der Pegel bei Kaub, einem wichtigen Schifffahrtspunkt zwischen Bingen und Boppard, war Anfang Juli nach offiziellen Angaben auf dem niedrigsten Stand für diese Jahreszeit seit mindestens drei Jahrzehnten.

Die Entwicklung könnte noch schlimmer sein als im vergangenen Jahr, als eine historische Trockenheit die Wasserwege auf dem Kontinent zum Versiegen brachte und den Transport von für die Industrie wichtigen Rohstoffen wie Kohle und Diesel verlangsamte. Im Zuge des Klimawandels kommt es in Europa immer wieder zu extremen Wetterereignissen, die die Infrastruktur belasten.

OMV stoppte Diesellieferungen

Für die Industrie ist die Situation am Rhein von entscheidender Bedeutung. Der Strom schlängelt sich rund 1.300 Kilometer von den Schweizer Alpen bis zur Nordsee bei Rotterdam. Unternehmen wie der Chemieriese BASF SE und der Stahlhersteller Thyssenkrupp AG sind beim Transport von Rohstoffen für ihre Werke auf die Wasserstraße angewiesen. Der Niedrigwasserstand im letzten Jahr trug zu einer Dieselknappheit in Süddeutschland bei, da die Binnenschiffe nicht die üblichen Mengen ins Landesinnere transportieren konnten — und es tauchen erneut Bedenken hinsichtlich einer Versorgungsknappheit auf. So hat die österreichische OMV AG die Diesellieferungen aus einem Lager in München gestoppt. Zudem kam es es im Bayernoil-Komplex im Freistaat zu einem Brand.

Im August letzten Jahres fiel der Pegel in Kaub unter 40 Zentimeter, ein Niveau, bei dem es für viele Lastkähne unwirtschaftlich wurde, Waren zu transportieren. Das ist nicht die tatsächliche Wassertiefe, sondern ein Maß für die Schiffbarkeit. Der Pegel in Kaub lag zu Sommerbeginn bei 1,13 Metern, ist aber seit Mitte Mai stetig gesunken. Seit 1993 war er Anfang Juli noch nie so niedrig. Bei geringen Wassertiefen müssen die Schiffe leichtere Ladung mitführen, um die Engstellen zu
passieren.
 
Binnenschiffe, die den Niederrhein in der Nähe von Duisburg passieren, können etwa 2 125 Tonnen transportieren, etwas weniger als eine volle Ladung von 2 500 Tonnen, so der Makler Riverlake Barging in einem Bericht vom Mittwoch. Diejenigen, die nur den Oberrhein befahren, sind ebenfalls mit reduzierter Kapazität unterwegs. Unabhängig davon ist der Preis für den Transport von Treibstoff nach Basel in der Schweiz auf 59,42 Euro je Tonne gestiegen. Das ist zwar nur ein Bruchteil des Preises vom letzten August - dem Höhepunkt der europäischen Energiekrise -, aber es ist der höchste Preis für diese Jahreszeit seit mindestens 2018, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. (Bloomberg)

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