Kino

Was es mit der rosa Atombombe „Barbenheimer“ auf sich hat

Warum werden die Gegensätze mit so viel Lust zusammengebracht?
Warum werden die Gegensätze mit so viel Lust zusammengebracht?(c) Montage „Die Presse“
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Eine absurde Verbindung zwischen „Barbie“ und „Oppenheimer“ macht von sich reden. Von Memes bis hin zu einem eigenen „Barbenheimer“-Eintrag auf Wikipedia. Im Kino gibt es Doppelvorstellungen.

Pinke Atompilze? Seltsame Bilder, Videos und Memes finden sich derzeit im Netz, die auf die Filme „Barbie“ und „Oppenheimer“ rekurrieren. Die bekannteste Puppe der Welt und der Erfinder der Atombombe werden dabei zu „Barbenheimer“. Die Metaebene sucht man lang, der Grund ist simpel, um nicht zu sagen banal: Christopher Nolans Thrillerepos „Oppenheimer“ und Greta Gerwigs rosaroter Zuckerrausch „Barbie“ sind zeitgleich in den Kinos angelaufen. Und es gibt auch Doppelvorstellungen.

Sobald bekannt wurde, dass die Megablockbuster „Barbie“ und „Oppenheimer“ zeitgleich ins Kino kommen, wurde „Barbenheimer“ (seltener auch „Oppenbarbie“) im Internet geboren. Barbie in Pink vor einem Atompilz etwa. „Oppenheimer“-Star Cillian Murphy düster dreinblickend mit Barbies glitzerndem Cowboyhut. Aus den Vorschauen zu den Filmen haben Fans einen neuen Cross-over-Trailer montiert. Es gibt inzwischen sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag zu „Barbenheimer“.

Der zeitgleiche Start zweier so großer Filme mag überraschen, aber bei so unterschiedlichen Filmen dachte man wohl nicht über eine Form der Konkurrenz nach. Immerhin handelt es sich bei „Oppenheimer“ um eine finstere dreistündige Geschichtsstunde über jenen Mann, der bis heute als „Vater der Atombombe“ bekannt ist, während „Barbie“ ein schwindelerregender pinker Zuckerrausch ist, wenn auch in einer heiteren, teilweise grotesken und dichten Gesellschaftssatire. Aber jedenfalls Gegensätze en masse: weiblich und männlich, bunt und düster, Puppe und Quantenphysiker, fantastisch und bedrückend. Warum sollte man das zusammenbringen? Vielleicht einfach, weil es so gar nicht passt. Oder doch, als Leitmotiv des absoluten Gegensatzes?

Und damit gibt es sogar eine Lösung für ein Problem, das wohl erst mit der Lösung aufgetaucht ist: Jene, die sich zwischen den beiden Filmen nicht entscheiden können, können eine Doppelvorstellung besuchen. Was in den USA startete und zum Hype wurde, machen Kinos auch mit. Das Wiener Burgkino zeigt beide Filme hintereinander (in unterschiedlicher Reihenfolge), genauso wie das Wiener Votivkino oder die Cineplexx-Kette. Das Double-Feature dauert übrigens 316 Minuten.

Philosophieren könnte man über den Trend freilich trotzdem noch. Spiegelt sich nicht darin, dass zwei so unterschiedliche Filme, die wohl ebenso unterschiedliche Zuschauer ansprechen sollen, nicht auch ein gesellschaftspolitischer Trend sind? Nämlich der, dass Gegensätze überbetont werden, vor allem, was männlich und weiblich betrifft? Dass es immer wichtiger wird, wer dargestellt wird, und gar nicht so sehr, was dargestellt wird? Der Hype wird sich an diesen Fragen nicht stören, er spielt nur mit dem, was schon da ist: anscheinend unvereinbaren Gegensätzen.

Die Filmemacher und Schauspieler beider Filme mischen dabei auch mit. Im Juni veröffentlichte der Twitter-Account von „Barbie“ ein Foto von Greta Gerwig und Hauptdarstellerin Margot Robbie, die mit ihren Eintrittskarten für den Konkurrenzfilm vor einem „Oppenheimer“-Plakat posierten. Es kursierten Gerüchte, dass Christopher Nolan wütend darüber war, dass sein Film mit „Barbie“ konkurriert, aber der Regisseur sagte in einem Interview, dass dem nicht so wäre. „Der Sommer war auf einem gesunden Markt immer gut mit Filmen und Zuschauern gefüllt.“

Doch es könnte auch sein, dass die zeitgleiche Veröffentlichung von „Barbie“ als Spitze gegenüber Nolan geplant war. Denn der hatte das Filmstudio Warner, das verantwortlich zeichnet, vor nicht allzu langer Zeit verlassen. Und zwar nicht im besten Einvernehmen: Nolan war beleidigt gewesen, dass während der Pandemie große Blockbuster nicht im Kino gezeigt, sondern auf den hauseigenen Streamingdienst gestellt worden waren. Er kündigte die Zusammenarbeit und machte „Oppenheimer“ für Universal.

Und auch andere populäre Produktionen wie die Zombie-Serie „Walking Dead“ oder „Breaking Bad“ spielen damit:

Wo sie nun also irgendwie zusammengehören: Gemeinsam könnten die Filme an diesem Wochenende die größten Zuschauerzahlen in nordamerikanischen Multiplexkinos seit vier Jahren erzielen, schreibt die „New York Times“, eine Zahl, die seit Beginn der Pandemie nicht mehr erreicht worden ist. „Barbie“ hat das Potenzial, in den Vereinigten Staaten und Kanada 100 Millionen US-Dollar einzuspielen. Im Fall von „Oppenheimer“ rechnet man mit einem Ticketverkauf von rund 50 Millionen US-Dollar. (rovi)

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