Klassik

Ein exzellentes Festival in Estland: Paavo Järvi im alten Seebad Pärnu

Pinchas Zukerman als Solist auf der Bratsche in Hector Berlioz’ „Harold in Italien“ — mit dem Estonian Festival Orchestra unter Paavo Järvi .
Pinchas Zukerman als Solist auf der Bratsche in Hector Berlioz’ „Harold in Italien“ — mit dem Estonian Festival Orchestra unter Paavo Järvi .© Kaupo Kikkas
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In Pärnu glänzte Ausnahmemusiker Pinchas Zukerman mit dem Estonian Festival Orchestra in Berlioz’ „Harold in Italien“. 

Standing Ovations hatte es vorher schon gegeben, vor und nach der bewegend-schlichten Telemann-Zugabe. Doch am Schluss musste natürlich „Happy Birthday“ kommen, inbrünstig gespielt und gesungen vom Estonian Festival Orchestra, Paavo Järvi und dem Publikum, darin einige semi-professionelle Soprane. Für wen? Für den großen Musiker Pinchas Zukerman, den Geiger, Bratscher, Dirigenten, der am Vorabend seines 75. Geburtstags erstmals bei Järvis Pärnu Music Festival aufgetreten war: als Bratschensolist in Hector Berlioz’ „Harold en Italie“.

Wenn es so etwas wie melancholisch glühende Ruhe gibt, dann hat Zukerman den Solopart damit erfüllt – und zugleich die Rolle des Byronischen (Anti-)Helden in dieser konzertanten Symphonie. Wo Berlioz seinem Primus inter pares aber lange Pausen zuteilt, nahm Zukerman einfach Platz und spielte im Orchester mit: eine famose Geste.

Der liberalste Ort der UdSSR

Zukerman beteuerte, wiederkommen zu wollen – und das ausdrücklich auch als Lehrer. Es zählt ja zu den Besonderheiten dieses zehntägigen Festivals mit Orchester- und Kammermusikkonzerten, dass es sich durch die eigene Jugendarbeit beständig verjüngt und seinen Ruf dadurch in die Welt hinausträgt. Denn in gewisser Weise ermöglicht Paavo Järvi, Pärnus Neuerfinder und Spiritus Rector seit 2011, der jungen Musikergeneration nicht nur Estlands das, was er selber einst hier erfahren hat. Das alte Seebad Pärnu an der Rigaischen Bucht war in Sowjet-Zeiten der „westlichste“, liberalste Ort der UdSSR, hier hat einst David Oistrach mit etablierten und auch jungen Kollegen ein kleines Festival aufgezogen.

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