Klemens Grund stammt aus dem Schwarzwald, lebte in Köln und arbeitet heute in St. Gallen. 
Design-Ausstellung

Klemens Grund und die Logik der Dinge

Der Designer Klemens Grund zeigt im Bregenzerwald, wie man mit Hand und Hirn die gestalterische Beliebigkeit bekämpft. 

Der Urknall schickte alles auf die Reise. Auch den Zeitstrahl, auf dem seit jeher das Design seine Statements hinterlässt. Ein Tisch. Ein Stuhl. Wieder ein Stuhl. Alles nur Dinge. Alles nur Möbel, könnte man sagen. Aber genauso gut alles ein Ausdruck seiner Zeit. Und der Kultur. So sieht es auch der Designer Klemens Grund. Jedes Objekt, das er selbst entwirft, hat dabei seinen ganz eigenen Urknall. Und ordnet sich schon kurz danach recht schnell im Designuniversum ein: dort, wo sich Eigenschaften wie Handwerklichkeit und Sinnlichkeit materialisieren. Am liebsten rund um einen Kern, den Grund so beschreibt: „In jeder Aufgabe steckt eine innere Natur, eine innere Lösung.“

Design gibt Antworten auf komplexe Fragen. Und im besten Fall „mit ganz einfachen Mitteln“. Das unterscheide Design ja auch vom klassischen „Meisterstück“. Denn dabei solle sich ja der „Meister“ im komplexen Umgang mit den Dingen manifestieren. Grund hat selbst Tischler gelernt. Das war nur konsequent. Denn die gestalterische Auseinandersetzung mit der Welt, sie begleitet ihn ohnehin schon seit der Kindheit. Damals hieß es eben „basteln“. Und dass der Vater Werklehrer war, hat sich höchstwahrscheinlich auch ein bisschen in der Sozialisation niedergeschlagen.

Spürbar

In der Tischlerei hat Klemens Grund aber vor allem eines gelernt: Die Gedanken sind das wichtigste Werkzeug des Gestalters. Deshalb merkt man gutem Design auch an, wie gut Hand und Hirn davor miteinander ausgekommen sind. Die Galerie Hirnholz im Ortszentrum von Lingenau im Bregenzerwald zeigt diesen Sommer ein paar Beispiele. Entlang von Entwürfen von Klemens Grund, die auch mit der Tischlerei Martin Bereuter entstanden sind, allesamt gebündelt zur Ausstellung „Möbel – Sinn und Sinnlichkeit“.

Seit 2012 entwickelte Grund den Klappstuhl D7JK gemeinsam mit der Tischlerei Bereuter immer weiter. 
Seit 2012 entwickelte Grund den Klappstuhl D7JK gemeinsam mit der Tischlerei Bereuter immer weiter. Klemens Grund

Die Beziehung des Menschen zu den Dingen, mit denen er sein Leben bestückt, auf dieser Achse bewegt sich der Designer. „Möbel sind mindestens so wichtig wie Kleidung“, meint Grund. „Wir haben eine tiefere Beziehung zu unseren Möbeln, als wir vielleicht glauben wollen.“ Nicht nur, weil sich um so viele von ihnen Geschichten ranken und Routinen des Alltags drehen. Für den Gestalter selbst fällt die Beziehung dann überhaupt noch intensiver aus, prozess­bedingt: „Manchmal ist es wie bei zwischenmenschlichen Beziehungen. Es gibt Phasen der ersten Verliebtheit in die Idee, dann entdeckt man neue Qualitäten oder Fehler, manchmal hinterfragt man alles.“ Im besten Fall folgt eine richtige Entscheidung auf die nächste. Und bei der Frage, was richtig ist, flüstert einer mit: „Der Kontext sagt, was zu viel oder zu wenig ist“. Doch allein schon durch die Tatsache, dass man überhaupt entscheidet, zweigt gutes Design von seinem größten Wider­sacher ab – von der Beliebigkeit. „Jedenfalls möchte ich Möbel mit Ausstrahlungskraft erzeugen“, sagt Grund. Entwürfe, die „spürbar und erlebbar werden“.

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