Indien

Ethnischer Konflikt: Männer in Manipur trieben Frau nackt durch Straße

Frauen in Manipur demonstrieren gegen sexuelle Gewalt
Frauen in Manipur demonstrieren gegen sexuelle GewaltReuters / Asian News International
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Ein Video wirft ein Schlaglicht auf den Konflikt zwischen Christen und Hindus im Bundesstaat Manipur. Erstmals meldet sich auch Premierminister Modi zu Wort. Der Vorfall sei „beschämend“.

Ein Video über eine Zurschaustellung von Frauen durch einen hinduistischen Mob wirft ein neues grelles Schlaglicht auf den ethnischen Konflikt im indischen Bundesstaat Manipur. Der Hashtag #ManipurViralVideo wurde am Freitag in Indien zu einem Trend auf Twitter. Zu sehen ist ein Männer-Mob, der zwei Frauen der christlichen Minderheit nackt durch die Straßen treibt, sie bedrängt und mit langen Stangen und Knüppeln gegen sie vorgeht. Der Vorfall soll sich bereits im Mai zugetragen haben, nach der Veröffentlichung des Videos schlägt er allerdings erst jetzt große Wellen.

Indiens Oberstes Gericht forderte strenge Strafe gegen die Täter. Auch der hindu-nationalistische Premierminister Narendra Modi äußerte sich erstmals seit Ausbruch der Gewalt vor zweieinhalb Monaten zu dem Konflikt in Manipur. „Die Schuldigen werden nicht davonkommen. Was den Töchtern von Manipur widerfahren ist, kann niemals vergeben werden“, sagte Modi am Donnerstag indischen Medien. „Dieser Vorfall in Manipur, der ans Licht gekommen ist, ist beschämend für eine zivilisierte Gesellschaft“, sagte er.

Täter sollen auch Bruder eines Opfers getötet haben

Die Polizei ermittelt. Laut Polizeiangaben gehören die Frauen der überwiegend christlichen Bevölkerungsgruppe der Kuki an. Mindestens eine von ihnen sei Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden. Die Täter sollen zur Meitei-Mehrheit zählen. Sie sollen mutmaßlich auch den Bruder eines Opfers getötet und dieses vergewaltigt haben.

Der Oberste Richter D. Y. Chandrachud sagte laut „Ucanews“, es sei zutiefst beunruhigend, dass Frauen in gesellschaftlichen Konflikten mit sexueller Gewalt instrumentalisiert würden. Dies sei gröbste Menschenrechtsverletzung. Das höchste Gericht forderte die Regionalregierung von Manipur auf, es über alle Schritte zu informieren, um die Täter der Justiz zuzuführen.

Konflikt forderte bisher mehr als 150 Todesopfer

In dem Bundesstaat an der Grenze zu Myanmar ist die Lage zwischen der mehrheitlich hinduistischen und die Politik dominierenden Mehrheit, den Meitei, sowie zwei vorwiegend christlichen Gruppen, den Kukis und den Nagas, angespannt. Seit Anfang Mai kommt es zu beispielloser Gewalt. Der Konflikt forderte bisher mehr als 150 Todesopfer. Etwa 50.000 Menschen wurden vertrieben und Tausende Häuser niedergebrannt, darunter mehr als 200 Kirchen. Manipur wird von Modis hindu-nationalistischer Indischer Volkspartei (BJP) regiert. Neu Delhi hat zusätzliche Sicherheitskräfte in den Bundesstaat mit rund drei Millionen Einwohnern entsandt, Internetverbindungen gekappt und Reisebeschränkungen in die Region verhängt. Trotzdem dauern die Spannungen an. In Manipur gab es schon in der Vergangenheit ethnische Gewalt und bewaffnete Konflikte.

Hintergrund der neusten Spannungen ist, dass die Meitei wie die beiden anderen Gruppen einen speziellen Status erhalten wollen, der marginalisierten Gruppen in Indien gewisse Rechte gewährt - unter anderem speziellen Zugang zu Waldgebieten sowie Quoten bei Regierungsjobs und Plätzen an Universitäten.

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