Reisen ins Labor

In St. Marx wachsen Embryomodelle im Labor

Seit 2019 leitet Nicolas Rivron, der davor in den Niederlanden tätig war, eine Forschungsgruppe am IMBA in Wien.
Seit 2019 leitet Nicolas Rivron, der davor in den Niederlanden tätig war, eine Forschungsgruppe am IMBA in Wien. Clemens Fabry
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Nicolas Rivron untersucht mit seinem Team, was in den ersten Tagen nach der Befruchtung einer Eizelle passiert. Das liefert wertvolles Wissen rund um Fehlgeburten, Unfruchtbarkeit und Verhütung.

Er müsse nur noch kurz eine Buchbestellung im Internet abschließen, bittet der Stammzellenforscher Nicolas Rivron um Geduld. „Für einen neuen Kollegen.“ Als Willkommensgeschenk vom Chef gibt es die Autobiografie des Nobelpreisträgers und Genetikers François Jacob. Deren Titel „Die innere Statue“ beziehe sich auf eine Art moralischen Kompass oder charakterliche Kontinuität, erklärt Rivron. Eine Statue, die dieser im Laufe seines Lebens geformt und behütet hat – und die sein tägliches Tun in der Wissenschaft kritisch hinterfragt. Ob Jacob Vorbild für seine Arbeit im Labor sei? „Auf jeden Fall!“

Ein moralischer Kompass klingt jedenfalls nach einem guten Einstandsgeschenk. Denn ethische Fragestellungen sind in Rivrons Fachgebiet mehr als nur eine Fußnote. Er leitet am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österr. Akademie der Wissenschaften eine 14-köpfige Gruppe, die zu und mit Embryomodellen forscht. Eines seiner Hauptinteressen gilt den Prinzipien der Selbstorganisation der Zellen des Säugetierembryos in den ersten Tagen nach der Befruchtung (Blastozyste).

Was ganz am Anfang passiert

Dazu entwickelte der gebürtige Franzose Methoden, um In-vitro-Modelle (Blastoide) innerhalb von vier Tagen aus Stammzellen wachsen zu lassen. 2020 erhielt er dafür einen Consolidator Grant des EU-Forschungsrates. Das Praktische an Stammzellen: Sie können unendlich vervielfältigt werden. Das Besondere: Sie besitzen anfangs noch keine spezielle Funktion und verwandeln sich in verschiedenste Zellen und Gewebe. Die Hoffnung biomedizinischer Forschung, damit eines Tages ganze Organe regenerieren zu können, ist groß.

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