Oper

„Ernani“ am Bodensee: Die Bregenzer Blutfestspiele

Ein Griss herrscht um Edeldame Elvira (Guanqun Yu) – und bald spritzt das Kunstblut.
Ein Griss herrscht um Edeldame Elvira (Guanqun Yu) – und bald spritzt das Kunstblut.Karl Forster
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Regisseurin Lotte de Beer versucht, dem Schauerdrama in einem Blutrausch zu entkommen, während Dirigent Enrique Mazzola für hohes Musikniveau sorgt.

Rette den Sommer. Spende Blut“, lautet ein aktueller Slogan des Roten Kreuzes. Ob man auch an die Opfer von Bühnenunfällen gedacht hat? An die Banditen, die sich bei „Ernani“ auf der Bühne des Bregenzer Festspielhauses gerade heftig ausbluten müssen? Der Saft des Lebens spritzt in großen Fontänen auf Papierbögen, mit denen Christof Hetzer für die Inszenierung Lotte de Beers Häuschen, Wände und Arkaden bespannt und auf eine kleine Weltenkugel gesetzt hat. 

Keine Sorge, Rotes Kreuz! In Bregenz wird nur der Kunstblut-Jahresvorrat eines ordentlichen Stadttheaters verbraucht. Aber wir erfahren deppensicher: Auch das Jahr 1519 war blutig. Da ließ Victor Hugo sein heute höchstens literaturhistorisch interessantes Schauerdrama „Hernani“ spielen. Piave bastelte das Libretto, das Verdi 1844, zwei Jahre nach „Nabucco“, vier vor „Macbeth“, als melodienseligen Fluchtversuch aus der Belcanto-Vergangenheit vertonte. 

Für die Handlung rittern drei spanische Noble brutal um Edelda­me Elvira. Ihr Herz gehört dem verstoßenen Adeligen Ernani, der sich einer Banditentruppe angeschlossen hat. Elvira ist die Nichte des Granden Don Ruy Gómez de Silva, der sie zur Hochzeit zwingt. Begehrt wird sie zudem vom König Don Carlo. Gegen dieses Handlungsschlamassel ist der spätere „Trovatore“ ein dramaturgisches Meisterstück. 

Was heißt schon Ehre?

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