Griechenland

Waldbrand auf Rhodos: Tausende Menschen fliehen, TUI streicht Flüge auf Insel

Ein Hotelkomplex auf Rhodos ist in Brand geraten.
Ein Hotelkomplex auf Rhodos ist in Brand geraten.APA / AFP / Eurokinissi
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Zahlreiche Urlaubende wurden mit Schiffen und Bussen evakuiert. Einige mussten sich zu Fuß durchschlagen., weil die Flammen Straßen abschneiden.  Laut Ministerpräsident Mitsotakis handle es sich um die bis dato größte Evakuierungsaktion in Griechenland.

Auf der griechischen Urlaubsinsel Rhodos sind tausende Urlauber und Bewohner vor dem Flammenmeer eines Waldbrandes in Sicherheit gebracht worden. Ein Regierungsvertreter erklärte, es seien insgesamt etwa 19.000 Menschen aus ihren Häusern und Hotels in Sicherheit gebracht worden. Viele von ihnen verbrachten die Nacht zum Sonntag in Notunterkünften wie Schulen und Sporthallen. Andere mussten im Freien übernachten.

„Wir haben jetzt 4.000 bis 5.000 Menschen in verschiedenen Einrichtungen untergebracht“, sagte Thanasis Virinis, ein örtlicher Vizebürgermeister, dem Sender Mega. Benötigt würden etwa Matratzen und Bettwäsche. Es handle sich um die größte Evakuierungsaktion, die es jemals in Griechenland gegeben habe, eilte das Büro von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Sonntagvormittag mit.

Britische Fluggesellschaft Jet2 setzt Flüge aus

Ein Sprecher der Feuerwehr sagte dem Sender Skai, die Evakuierten hätten Essen und Wasser erhalten und würden medizinisch versorgt. Die Reiseveranstalter arbeiten demnach eng mit den Behörden vor Ort und mit Hochdruck an Lösungen. Für die betroffenen Urlauber seien Sammelpunkte im Norden der Insel geplant, bis die Feuer gelöscht seien. „Oberste Priorität hat der Schutz von Leib und Leben“, hieß es weiter. Urlauber, die in den nächsten Tagen nach Rhodos wollten, würden von ihren Reiseveranstaltern kontaktiert und informiert, ob die Reise stattfinden könne.

Der Reisekonzern TUI reagiert und bringt vorerst keine Touristen mehr auf die Ferieninsel. Die Flugverbindungen blieben aber bestehen, um Gäste zurück zu fliegen. Der TUI-Konzern habe insgesamt derzeit etwa 39.000 Gäste auf Rhodos, 7.800 von ihnen seien laut einer Sprecherin vom Feuer betroffen und evakuiert worden. Die britische Fluggesellschaft Jet2 sagte für Sonntag alle Flüge auf die Insel ab.

»Das ist kein Feuer, das morgen vorbei ist.“«

Feuerwehr-Sprecher Vassilis Varthakogiannis

„Das ist kein Feuer, das morgen oder übermorgen vorbei ist“, sagte Feuerwehr-Sprecher Vassilis Varthakogiannis am Sonntag dem Sender Skai TV. Der Brand auf Rhodos werde „uns tagelang zu schaffen machen“. Die Feuerwehr kämpfte am Sonntag mit Unterstützung von Löschflugzeugen an drei Fronten gegen die Flammen. Dabei richtete sie Brandschneisen ein.

Bei der Bekämpfung des Feuers waren fünf Hubschrauber und rund 200 Feuerwehrleute im Einsatz. Die Einsatzkräfte warnten am Sonntag, dass starker Wind die Flammen anfacht und so die Löscharbeiten behindert. Es werde erwartet, dass der Wind zwischen der Mittagszeit und dem späten Nachmittag stärker wird, sagte Feuerwehr-Sprecher Vassilis Vathrakoyiannis.

Evakuierung vom Strand

Von den Stränden Kiotari und Lardos im Osten der Mittelmeerinsel wurden laut Küstenwache mehr als 2.000 Menschen von Schiffen abgeholt und zu einem anderen, sicheren Strand der Insel gebracht. An dieser Evakuierungsaktion unter der Führung von drei Schiffen der Küstenwache waren mehr als 30 private Schiffe beteiligt.

Menschen auf Rhodos kommen in Sporthallen unter.
Menschen auf Rhodos kommen in Sporthallen unter.Reuters / Eurokinissi

Ein Schiff der griechischen Marine befand sich auf dem Weg in das Katastrophengebiet, um bei den Rettungsaktionen zu helfen, wie die Küstenwache weiter mitteilte. Auch Dutzende Busse wurden zur Rettung der Menschen losgeschickt. In Kiotari beschädigte das Feuer drei Hotels.

Seit am frühen Samstagmorgen der Evakuierungsalarm ausgegeben worden war, waren Touristinnen und Touristen zu Fuß an die Strände gelaufen. Videoaufnahmen zeigen, dass manche unter der sengenden Sonne mit kleinen Kindern unterwegs waren.

Viele Menschen ohne Koffer und Unterkunft

Laut Medienberichten hatten manche der jetzt evakuierten Urlaubende ihre Flüge von der Insel verpasst, da die Flammen die normalen Verkehrsverbindungen abgeschnitten hatten. Das griechische Außenministerium hat am Flughafen der Insel Rhodos einen Hotspot eingerichtet, wo Touristinnen und Touristen unbürokratisch eine Ausreisegenehmigung erhalten, wenn sie wegen der großen Waldbrände auf der Insel keine Ausweispapiere mehr haben.

Feuer auf einem Strand nahe Lindos, auf der Insel Rhodos.
Feuer auf einem Strand nahe Lindos, auf der Insel Rhodos.Reuters / Stringer

Das berichtete am Sonntag der griechische Staatssender ERT. Viele Menschen hätten vor dem Feuer flüchten müssen und unter Umständen keine Zeit mehr gehabt, ihr Hab und Gut mitzunehmen. Viele Menschen haben nicht nur ihre Koffer zurück lassen müssen, sondern sind nun auch ohne Unterkunft, weil die Hotels und Pensionen in der Hauptsaison ausgebucht sind.

Extreme Hitzewelle, Dutzende Waldbrände

Der Großbrand auf Rhodos wütet seit fast einer Woche. Er war auf einem Berg im Zentrum der Insel ausgebrochen. Griechenland leidet derzeit unter einer extremen Hitzewelle. Für dieses Wochenende wurden Temperaturen von über 44 Grad vorausgesagt. In dem Land wüten aktuell zahlreiche Waldbrände. Nach Angaben der Feuerwehr brachen zuletzt innerhalb von 24 Stunden 46 neue Brände aus.

Viele Hektar Wald auf Rhodos sind niedergebrannt.
Viele Hektar Wald auf Rhodos sind niedergebrannt.Reuters / Stringer

Griechenland ist nur eines von vielen Ländern weltweit, die mit einer lang anhaltenden extremen Hitzeperiode zu kämpfen haben. In den USA warnte der Wetterdienst rund 80 Millionen Einheimische für dieses Wochenende vor Temperaturen von 41 Grad und mehr. Für Phoenix im US-Bundesstaat Arizona, das derzeit die längste Hitzewelle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erleidet, wurden mehr als 46 Grad vorausgesagt.

Katastrophentourismus in Death Valley

Im 500 Kilometer entfernten Death Valley in Kalifornien, dem heißesten Ort der Erde, machen Touristinnen und Touristen seit Tagen Selfies mit der Temperaturanzeige vor dem Besucherzentrum. Viele hoffen, dass der globale Hitzerekord aus dem Juli 2013 von 56,7 Grad Celsius gebrochen wird - der nach Ansicht vieler Experten allerdings auf eine fehlerhafte Messung zurückgeht. Der Katastrophentourismus im Death Valley birgt Risiken für Leib und Leben: In dem Nationalpark war erst vor wenigen Tagen ein 71-jähriger Mann aus Los Angeles vor der Toilette eines Wanderwegs zusammengebrochen und gestorben.

Im Bundesstaat Washington zerstörte am Wochenende ein Waldbrand binnen eines Tages mehr als 12.000 Hektar Land. Im benachbarten Kanada wüten insgesamt noch fast tausend Waldbrände. In der diesjährigen besonders heftigen Waldbrandsaison in Kanada brannten bereits 11,3 Millionen Hektar Land nieder.

Forschenden zufolge nehmen Wetterextreme wie Hitzewellen als Folge des Klimawandels an Intensität und Häufigkeit zu.(APA/AFP)

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