Auf den Aktienmärkten gab es im bisherigen Jahresverlauf schöne Kursgewinne. Die Geldpolitik spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, den Firmen geht es zudem prächtig.
Es brodelt unter der Oberfläche. Das Wirtschaftswachstum ist mau, die Inflation hoch und die Finanzstabilität fragil. Die Börsen scheint all das aber nicht zu stören. Sie steigen. Der amerikanische Aktienmarkt (S&P 500) hat seit Jänner um fast 20 Prozent zugelegt, in Japan haben sich die Indexstände im selben Zeitraum um 25 Prozent erhöht, und auch der deutsche Leitindex notiert um 15 Prozent über dem Wert vom Jahresbeginn. Wie kann das sein?
Es lohnt ein Blick zurück. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine führte voriges Jahr nicht nur zu geopolitischen Spannungen, sondern auch zu einem merklichen Anstieg der Verbraucherpreise. Die Notenbanken, die die Inflation lang kleingeredet hatten, mussten die Reißleine ziehen und die Zinsen anheben. Da die Finanzmärkte so hohe und zahlreiche Zinsanstiege nicht eingepreist hatten, trennten sich Investoren von ihren Wertpapieren – und die Börsen schlossen das Jahr tiefrot ab. Denn hohe Zinsen haben die Kraft, das Wachstum abzuwürgen.