Extremwetter

Waldbrände und Hagelstürme: Italien erlebte eine Katastrophennacht

Feuer auf den Hängen des Monte Grifone bei Palermo.
Feuer auf den Hängen des Monte Grifone bei Palermo.APA / AFP / Stringer
  • Drucken

Auf Sizilien wüten 55 Brände. Der Betrieb am Flughafen Catania bleibt eingestellt. Im Norden toben Unwetter: Hagelstürme zogen durch Mailand. Eine 16-Jährige wurde bei Brescia von einem umfallenden Baum getötet. Auch die beliebte Urlaubsregion Friaul-Venetien wurde von Unwetter heimgesucht.

Brände, Trockenheit, Orkanböen, Hagelschauer: Ganz Italien wird derzeit von Extremwetter erfasst. Während Sizilien an 55 Stellen mit Feuermassen kämpft, wurde der Norden Italiens am Montag von schweren Unwettern heimgesucht.

Sizilien/Palermo: Waldbrände

In Palermo hat ein großes Feuer, das in den Bergen um den Flughafen von Palermo ausgebrochen ist, am Montag das Gelände des Airports erreicht, der bis 11 Uhr für den Verkehr gesperrt wurde. Acht Flüge wurden gestrichen. Auch die Autobahn A29 war von den Bränden betroffen. Drei Auffahrten wurden geschlossen. Die Brände bedrohten auch das Krankenhaus „Cervello“, berichteten lokale Medien.

Feuerwehrteams waren mit einem Hubschrauber und Löschflugzeugen in den von den Bränden betroffenen Gebieten seit Montagabend im Einsatz. Wegen des starken Schirokko-Windes konnten die Löschflugzeuge in einigen Fällen nicht zum Einsatz kommen. 120 Familien mussten in der Provinz Palermo ihre Häuser verlassen, weil sie von den Flammen bedroht wurden. Auch in der Provinz Trapani wurden einige Häuser wegen der Flammen evakuiert. Feuerwehrmannschaften aus ganz Italien trafen auf Sizilien ein, um Unterstützung zu leisten.

Der auf der süditalienischen Insel leidet bereits seit Tagen unter den Bränden. Seit vergangener Woche ist bereits der ganze Betrieb am Flughafen Catania eingestellt. Catanias Flughafen ist der fünftgrößte Flughafen Italiens - nach Angaben von Assaeroporti, dem italienischen Flughafenverband, wurden dort im Mai mehr als eine Million Passagiere abgefertigt. Die Ostküste Siziliens mit den Städten Taormina, Syrakus sowie vielen Standorten ist bei Touristen und Urlaubern äußerst beliebt. Auch auf Sizilien wurden zuletzt Rekordtemperaturen von 47 Grad gemessen.

Lombardei und Mailand: Schwere Unwetter und Hagelstürme

In der Nacht haben zudem schwere Unwetter Teile Norditaliens heimgesucht. Besonders die Metropole Mailand sowie große Teile der Lombardei waren betroffen. Es kam zu starken Orkanböen sowie schweren Hagelschauern und Regenfällen. Eine 16-Jährige starb, nachdem sie in einem Pfadfinderlager in Cedegolo in der Provinz Brescia von einem umfallenden Baum getroffen wurde, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Dienstag berichtete.

Fotos zeigten umgestürzte Bäume, die Straßen blockierten oder auf Autos lagen, beschädigte Häuser und auf dem Boden zerstreute Dachziegel. Der starke Wind sowie Hagelkörner teils so groß wie Tennisbälle kamen erschwerend hinzu. „Es fühlt sich an wie das Ende der Welt“, war in den sozialen Medien zu lesen. Fotos von zentralen Straßen der Metropole zeigten am Morgen die Verwüstung.

Friaul Julisch-Ventien: Schwere Unwetter

Schwere Unwetter haben in der Nacht auf Dienstag auch die Regionen im Nord-Osten Italiens getroffen. Betroffen war vor allem Friaul Julisch-Venetien. Schäden gab es unter anderem in den friaulischen Provinzen Udine und Görz. Dächer wurden beschädigt, auch Bäume und Strommasten stürzten um. Die Einsatzkräfte berichteten dort von Windböen von bis zu 130 Stundenkilometern. Über 5.000 Haushalte waren ohne Strom.

Der Hagel zerstörte Weinstöcke. Die Bahnverbindung auf der Strecke Casarsa-Udine musste stundenlang unterbrochen werden. Einige Personen, die sich während des Unwetters im Auto befanden, wurden wegen Verletzungen behandelt, die sie sich zugezogen hatten, als die riesigen Hagelkörner die Windschutzscheiben durchschlugen. Vier Personen rutschten aus, als sie ihre Häuser auf Sturmschäden untersuchten und mussten ärztlich behandelt werden, berichteten lokale Medien. In der Gemeinde Mortegliano in der Provinz Udine wurde ein Seniorenheim mit 90 Patienten geräumt, nachdem das Gebäude von einem schweren Hagelsturm zerstört worden war.

Das Regionalkommando der Feuerwehr in Friaul berichtet von mehr als 300 Anrufen, bei denen es insbesondere um umgestürzte Bäume auf Straßen und Autos, beschädigte Häuser und Überschwemmungen ging. Der Zivilschutz von Friaul-Julisch-Venetien hatte mehr als 300 Freiwillige mit 100 Fahrzeugen im Einsatz.

Eine gewaltige Superzelle samt Hagel formierte sich am Montag gegen 20 Uhr im Aostatal und zog mehrere hundert Kilometer bis nach Istrien. 
Eine gewaltige Superzelle samt Hagel formierte sich am Montag gegen 20 Uhr im Aostatal und zog mehrere hundert Kilometer bis nach Istrien. Imago / Bernd März

Venetien: Tausende Haushalte ohne Strom

Das schlechte Wetter verursachte auch in der Region Venetien Probleme. In den Provinzen Verona und Treviso waren 8.000 Haushalte ohne Strom, teilte der Präsident der Region, Luca Zaia, mit. In der Provinz Verona wurden wegen eines heftigen Hagelsturms 35 Personen wurden in Peschiera del Garda behandelt, nachdem sie von großen Hagelkörnern getroffen wurden. Ein 16-Jähriger wurde in kritischem Zustand ins Spital eingeliefert, nachdem er von einem umgestürzten Baum getroffen wurde. In der Provinz Treviso mussten vier Personen behandelt werden, nachdem sie von Hagelkörnern in der Größe von Tennisbällen am Kopf getroffen wurden.

„Solche plötzlichen Wirbelstürme haben wir in dieser Form noch nie erlebt. Sie haben erhebliche Schäden verursacht, die nicht unterschätzt werden sollten, erklärte der Präsident der Region Lombardei, Attilio Fontana. Die Lombardei will wegen der Unwetter den Ausnahmezustand verhängen. Damit sollen Finanzierungen für die Bewältigung der Schäden locker gemacht werden, die allein in der Lombardei auf 100 Millionen Euro beziffert wurden.

Passagierflugzeug gerät bei Mailand in Unwetter

Ein Passagierflugzeug der US-Gesellschaft Delta Air Lines geriet kurz nach seinem Start in Mailand in ein Unwetter und musste seinen Flug abbrechen. Flug DL185 mit Ziel New York wurde nach Rom umgeleitet, wo die Maschine am Montagnachmittag sicher landete, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Die Passagiere seien „normal“ ausgestiegen.

Auch in der Gegend rund um den bei Deutschen beliebten Gardasee wüteten die Unwetter. Am späten Montagabend ging dort ein heftiger Hagelsturm nieder - riesige Hagelkörner zertrümmerten Autofenster und demolierten Wohnwagen. Ebenso waren erneut Teile der Region Venetien im Norden betroffen. Der Präsident der Region, Luca Zaia, teilte Dienstag früh mit, dass in der Gegend ein 16-Jähriger von einem Ast schwer verletzt worden sei. Sieben Menschen wurden leicht verletzt. Auch in Friaul Julisch-Venetien im Nordosten des Landes kam es zu Stromausfällen, Verkehrsstörungen und Verletzten durch die Unwetter.

Bereits am vergangenen Wochenende hatten teils heftige Unwetter Nord- und Mittelitalien heimgesucht und zum Teil erhebliche Schäden angerichtet. Betroffen waren unter anderem die Gegend um Bologna und die Adriaküste, aber auch aus die Provinzen Reggio Emilia, Ferrara und Ravenna. Für Furore sorgte ein Video, auf dem zu sehen war, wie Badegäste bei Ravenna in Massen vor Wind und Regen vom Strand flohen.

Regierung will Ausnahmezustand verlängern

Auch die italienische Regierung umfassende Konsequenzen angekündigt: Sie will bei einer am Mittwoch geplanten Ministerratssitzung den Ausnahmezustand verhängen. Der Staat kann auf dieser Grundlage Einsatzkräfte besser koordinieren und bürokratische Hürden umgehen. Auch die Finanzierungen für die Eindämmung der Schäden können schneller ausgeschüttet werden, verlautete es in Rom.

(APA/dpa/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.