Bank-Skandal

Commerzialbank: Erfundene Spenden für Mattersburger Fußballklub

CHROMORANGE / Ernst Weingartner via www.imago-images.de
  • Drucken

Der ehemalige Chef der Commerzialbank Mattersburg und seine Kollegin haben auch Geld fürs Sponsoring des SV Mattersburg abgezweigt – laut Medienberichten zumindest 1,5 Millionen Euro.

Es war einer der größten Banken-Skandale: erfundene Kredite, Spareinlagen und Geschenke sorgten für einen enormen Kriminalfall. Vor mehr als drei Jahren ist die Commerzialbank Mattersburg als drittgrößte Pleite in die österreichische Wirtschaftsgeschichte eingegangen. Die burgenländische Bank wurde von der Finanzmarktaufsicht (FMA) im Juli 2020 zugedreht.

Der frühere Vorstandschef und Präsident des Fußballklubs SV Mattersburg (SVM), Martin Pucher, und seine Vorstandskollegin haben schnell gestanden, Geschäfte erfunden und Bilanzen frisiert zu haben. Inzwischen ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen 46 Beschuldigte, den Schaden setzt sie bei rund 600 Millionen Euro an. Der „Standard“ berichtete, dass die WKStA bereits Vorhabensberichte in das Strafverfahren eingebracht hat. Anklagen gibt es bisher noch keine.

Geldgeschenke gestanden

Dem Bericht zufolge gehe es in der Causa auch um Geschenke, die Pucher verteilt hat, und um das Sponsoring des Fußballklubs. Der SVM und seiner GmbH sind beide längst insolvent. Die Ex-Bankerin und der Banker sollen Sponsorverträge im Namen von Sponsoren ge- oder verfälscht haben und das Geld dafür, zumindest fast 1,5 Millionen Euro, selbst überwiesen haben – aus dem fiktiven Geldkreislauf der Bank. Auch dazu seien Pucher und seine Exkollegin „grundsätzlich geständig“, zitiert der Standard den Bericht der Kriminalisten.

Dabei gingen die beiden folgendermaßen vor: Zu Saisonabschluss oder -anfang der Bundesliga hätten sie die Summen in echten Sponsorenverträgen erhöht oder gleich ganz gefälscht, indem sie Verträge auf- und kopierte Unterschriften eingesetzt hätten. In der Folge seien dann ihre „Fake-Sponsorzahlungen“ an den Verein überwiesen worden. Zum Teil seien die Zahlungen aber auch im Namen von einstigen Sponsoren erfolgt, die ihre Verträge längst aufgelöst hatten.

Erfundene Sponsoren

Ermittlerinnen und Ermittler fanden auf diese Weise, wie zu „namhafte, international tätige Gesellschaften“ zu Fake-Sponsoren wurden. Darunter auch eine Lebensmittelkette, ein Sportartikelhändler, Sportwettenanbieter, eine Telekomgesellschaft, ein großes Versicherungsunternehmen und eine Bausparkasse. Einer der erfundenen Sponsoren hat den SVM mehr als 30 Jahre, einer fast 20 Jahre unterstützt, die Ex-Commerzialbanker haben ihre Zahlungen sozusagen erhöht – in einem Fall etwa um 277.600 Euro.

Um noch viel mehr Geldmittel ging es bei einem Energieunternehmen, das den von Bankchef Pucher präsidierten Sportverein ab dem Jahr 2005 mit 632.000 Euro unterstützt hatte. 670.000 Euro soll die beschuldigte Ex-Bankerin laut Bericht dazu überwiesen haben. Zu diesem Zweck habe mehrere komplexe Buchungen vorgenommen und ein Konto bei der Bank Austria zwischengeschaltet. Die Verantwortlichen des Sportvereins selbst sollen keinen Verdacht geschöpft haben. Insgesamt kamen so allein aus den in diesem Zwischenbericht beleuchteten 1,9 Millionen Euro an echten Sponsorzahlungen die genannten fast 1,5 Millionen Euro dazu.

>>mehr dazu: Causa Commerzialbank

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.