Festival

Impulstanz: Sneakers statt Spitzenschuhe

Mathilde Monnier trägt mit 64 kaum noch High Heels. „Zu gefährlich“, sagt sie. In Wien zeigt sie u.a. ihre Stück „Défilé pour 27 chaussures“.
Mathilde Monnier trägt mit 64 kaum noch High Heels. „Zu gefährlich“, sagt sie. In Wien zeigt sie u.a. ihre Stück „Défilé pour 27 chaussures“.Impulstanz / Marc Domage
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In Woche vier des Festivals zeigt Choreografin Mathilde Monnier ein Stück wider die Gewalt gegen Frauen.

Eine Frau sucht einen Platz im Bus. Sie kommt von der Arbeit, ist müde und fragt einen Fremden, ob der Platz neben ihm noch frei ist. Sofort schläft sie ein. Ihr Knie kippt gegen das ihres Nachbarn. Vorher schon hat sie ihn mit dem Ellenbogen gestreift. „War das Absicht?“, fragt er sich. Man hört es aus dem Off. In einer Frauenstimme. Diane Kruger stellt in der Arte-Serie „H24“ den Belästiger dar. „Sie riecht nach Schweiß. Ein bisschen. Wie geil!“, denkt er, bevor er der Frau ein obszönes Angebot macht. Als sie ihn anschreit, ist er irritiert: „So eine hysterische Schlampe.“

Nur wenige Minuten dauert diese Kurzgeschichte. Geschrieben hat sie die österreichische Schriftstellerin Angela Lehner. Sie ist eine von 24 Autorinnen, die, basierend auf realen Begebenheiten, je eine Folge dieser TV-Serie geschrieben haben, die auf Arte frei gestreamt werden kann. Sie machen sichtbar, was Frauen im Alltag erleben – banale Dinge ebenso wie Gewalterfahrungen. Die französische Choreografin Mathilde Monnier hat sich von diesen Kurzgeschichten für ihr neues Stück „Black Lights“ (ab Freitag bei Impulstanz) inspirieren lassen.

Acht Tänzerinnen und Schauspielerinnen interpretieren zehn Texte, u. a. von der US-Amerikanerin Siri Hustvedt, der aus Martinique stammenden Fabienne Kanor und der Polin Grażyna Plebanek: ein Appell gegen Gewalt an Frauen. Es gehe ihr weniger um die politische Debatte, sagt Monnier in einem Apa-Interview. Sie wolle zeigen, wie sich Verwundungen in den Körper einschreiben. Die #Metoo-Debatte habe auch die Tanzszene verändert. „Vor allem die junge Generation lässt sich nichts mehr gefallen.“ Vor wenigen Tagen platzte in Genf eine Koproduktion mit dem Festival Avignon – aus Protest gegen demütigende und autoritäre Arbeitsmethoden von Regisseur Krystian Lupa.

Schuh-Defilee bei Heidi Horten

Monnier hat noch eine Performance nach Wien mitgebracht. Es geht um Schuhe – ein Kleidungsstück, dessen Bedeutung sich im Verlauf der Tanzgeschichte verändert hat, sagt sie. Früher hätten sich Tänzerinnen mit Spitzenschuhen gequält, dann wurde nur noch barfuß getanzt. Auch das sei mittlerweile vorbei. Heute tanze man in bequemen Schuhen: „Sneakers sind die neuen Spitzenschuhe.“ In ihrem Solo „Défilé pour 27 chaussures“, in dem die 64-Jährige persönlich ein Solo in der Heidi Horten Collection tanzt, geht es um Stil und Fetisch, Symbolik und Reiz von Schuhen. 13 Paar lässt Monnier tanzen. Und einen einzelnen. „Aber darüber möchte ich nicht zu viel verraten.“

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