Literatur

Im Gasthaus wird gepredigt

Rosa Pock erhielt 2019 den Veza-Canetti-Preis der Stadt Wien.
Rosa Pock erhielt 2019 den Veza-Canetti-Preis der Stadt Wien. Foto: Manfred Siebinger/Imago
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Ein Journal als Aphorismenschatz, geprägt von Träumen und Nachtwanderungen: Rosa Pocks „Ein Jahr im Leben einer Infantin“.

Das Jahr im Leben einer Infantin“ ist ein Journal mit 366 Tageseinträgen, das auf den ersten Blick wie ein Tagebuch erscheint, sich bei genauerem Hinsehen jedoch als Sammlung preziöser Gedankenkondensate entpuppt. Diese haben die Sprache selbst und die Auseinandersetzung mit einem abstrakten, sich nicht von selbst erschließenden Außen zum Thema. Der Band führt den 1995 unter dem Titel „Ein Halbjahr im Leben einer Infantin“ erschienenen ersten Teil und dessen 20 Jahre spätere Fortsetzung zusammen und markiert den Weg des Ichs von der Sprachlosigkeit zum Sprechen, von der Sprechmaschine zur Schrift. Infantin wird das Ich genannt, weil es „nicht zur Sprache finden wollte“. Nicht von ungefähr denkt man dabei an Kaspar Hauser, so sind auch die Begriffe „Kleiderprobe“ und „Zerreißprobe“, „Nacktheit“ und „nichts“ auf die vorsichtige Aneignung fremden Sprachmaterials bezogen. Überhaupt werden einzelne Begriffe durch Sprachspiel einer Belastungsprobe und kritischen Überprüfung unterzogen.

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