Streitgespräch

Reform der Freizeitpädagogik „wäre ein Turbo für ganztägige Schulformen“

Sibylle Hamann, grüne Bildungssprecherin (links), und Melina Schneider (WKO) sind sich bei der Frage nach den größten Baustellen im System einig: Am dringendsten sei der Ausbau der Elementarbildung.
Sibylle Hamann, grüne Bildungssprecherin (links), und Melina Schneider (WKO) sind sich bei der Frage nach den größten Baustellen im System einig: Am dringendsten sei der Ausbau der Elementarbildung.Jana Madzigon
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Sibylle Hamann (Grüne) und Melina Schneider (Wirtschaftskammer) über Baustellen in der Bildung, über die viel zu wenig geredet werde. Einig sind sie sich darüber, wo sich die größte befindet: im „Fleckerlteppich“ der Elementarbildung.

Die Presse: Zuletzt hörte man oft: Niemand interessiert sich mehr für Bildung. Wieso nicht?

Sibylle Hamann: Ich spreche, wenn es nötig wäre, 24 Stunden am Tag über Bildung. Wenn es niemanden interessiert, dann sind daran auch die Medien beteiligt. Wir haben leider bei Bildungsdebatten das Problem, dass 100 Prozent der Bevölkerung persönliche Erfahrungen im Schulsystem gemacht haben. Diese trägt man mit sich herum. Es ist einfach ein riesiges System mit vielen Akteuren. Jede Veränderung, die man da macht, müsste alle mitnehmen und jede Erfahrung müsste wergeschätzt werden.

Melina Schneider: Bildung ist auf jeden Fall wichtig. Wir versuchen ja auch auf die verschiedensten Themen im Bildungsbereich aufmerksam zu machen. Aber in Bildungsdiskussionen werden gerne nur die polarisierenden Themen diskutiert. Die Lehrlingsausbildung kommt kaum vor, Weiterbildung ist sowieso kein Thema. Aber dabei betrifft das jeden von uns. Es gibt die Tendenz, vieles schlecht zu reden. Aber es passiert auch viel Gutes im Bildungsbereich. Reformen, auch den kleinen, muss man aber auch Zeit geben, dass sie greifen. 

Was würden Sie denn dem Bildungssystem für eine Schulnote geben?

Hamann: Mein Problem ist, dass ich von der Aussagekraft von Noten überhaupt nicht überzeugt bin, weil ich nicht weiß, was die genau messen sollen. Das Bemühen? Das Ergebnis? Das ist eine unserer Grundbaustellen im System, dass niemand weiß, was Noten messen sollen. Es gibt verschiedene Bereiche, die unterschiedlich gut funktionieren. Im Durchschnitt ist es Befriedigend, teilweise ist es total super und teilweise absolut unzureichend.

Schneider: Ich tue mir auch schwer mit einer Gesamtnote. Es gibt Dinge, die ausgezeichnet funktionieren. Aber wir haben ein sehr teures Schulsystem und sehen, dass viele Probleme mit den Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen haben. Da gibt es Verbesserungsbedarf. 

Wo sind die größten Baustellen?

Schneider: Jedenfalls der elementare Bereich. Den müssen wir flächendeckend und mit einheitlichen Standards ausbauen. In jedem Bundesland sind Öffnungszeiten, Gruppengrößen und Bezahlung unterschiedlich. Derzeit ist es sehr vom Wohnort abhängig, ob sich Job und Kinderbetreuung ausgehen. Das kann nicht sein.

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