Interview

Energieexperte: „Gas wird noch lang eine wichtige Rolle spielen“

Matthew Lloyd/Bloomberg
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Erneuerbare reichen oft nur aus, das Wachstum der Energienachfrage auszugleichen. Es brauche einen effizienteren Umgang, sagt Energieexperte Roberto Bocca.

Die Presse: Aufgrund des Kriegs haben viele Länder in Europa versucht, ihren Gasverbrauch zu reduzieren. Zuvor wurde Gas lang als sogenannte Brückentechnologie beim Umbau des Energiesystems auf CO2-neutrale Erzeugungsformen gesehen. Hat es diese Rolle noch?

Roberto Bocca: Gas wird noch für eine lange Zeit eine wichtige Rolle im Energiemix spielen. Denn die Wahrheit ist, dass die Nachfrage nach Energie weiterhin nach oben geht. Und Gas ist eine gute Quelle, um diesen Energiebedarf zu decken. Es gibt aber eine wichtige Implikation des Kriegs. So soll das Energiesystem ja sicher, nachhaltig und leistbar sein. Die Sicherheit wurde zumindest in Europa durch den Krieg nicht verändert, aber die Leistbarkeit. Im Fall von Gas hat Europa nämlich begonnen, dieses zu wesentlich höheren Preisen aus anderen Quellen zu beziehen. Die Folge davon war, dass es in anderen Ländern, die es zuvor importiert hatten, nun zu Engpässen kam. Europa zahlte wiederum 500 Mrd. Euro an Subventionen an Konsumenten und Unternehmen, um diese Preissteigerungen auszugleichen.

Die Bedeutung von Gas bleibt also bestehen, und es wird nicht so schnell durch Erneuerbare ersetzt werden?

Ja, definitiv. Nur eine Zahl: Vor 30 Jahren bestand der globale Energiemix zu 80 Prozent aus fossilen Brennstoffen. Heute sind es ebenfalls 80 Prozent.

Man könnte also sagen, dass sich nichts verändert hat.

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