Österreichische Satelliten ins All gestartet

Archivbild: Der Nano-Satellit
Archivbild: Der Nano-Satellit "TUGSAT-1" vermisst exakt die Helligkeitsschwankungen von Sternen.(c) APA/TUG (TUG)
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Eine indische Rakete brachte "TUGSAT-1" und "UniBRITE" ins All. Die beiden Satelliten werden nach einem rund 20-minütigem Flug freigesetzt.

Die beiden ersten österreichischen Satelliten "TUGSAT-1" und "UniBRITE" sind Montagnachmittag ins All gestartet. Die rund 44 Meter hohe Rakete hob kurz nach 13.30 Uhr (MEZ) vom Startgelände des Satish Dhawan Raumfahrtzentrum im südindischen Sriharikota ab. Just zu diesem Zeitpunkt brach die Live-Übertragung des Starts an die Technische Universität (TU) Graz und die Universität Wien zusammen, erste Bilder kamen erst ein paar Minuten nach dem Start. Nach einem rund 20-minütigen Flug sollen die Satelliten ihre Umlaufbahn in rund 800 Kilometer Höhe erreichen und dort ausgesetzt werden.

In der Rakete befanden sich insgesamt sieben Satelliten: Neben den beiden aus Österreich ein französisch-indischer, zwei kanadische, ein dänischer und ein britischer Satellit. "Sie wurden nach rund 19 Minuten Flug nacheinander freigesetzt", schilderte der Projektverantwortliche Otto Koudelka vom Institut für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation der TU Graz.

Bahndaten sind anfangs ungenau

"TUGSAT-1" und "UniBRITE" fanden sich auf den Startpositionen fünf und sechs. Den Anfang machte die Primärnutzlast, ein indisch-fanzösischer Fernerkundungssatellit (SARAL) zur Küsten- und Meeresbeobachtung. Die Freisetzungsphase für sämtliche sieben Satelliten dauerte rund vier Minuten.

Nach der Freisetzung erfolgt die Vermessung der exakten Bahnparameter der Satelliten. "Die Bahndaten sind anfangs relativ ungenau", erklärte Koudelka. Ein erster Kontakt des "TUGSAT-1" sei frühestens zwei Stunden ab Start möglich: "Nach spätestens vier Stunden sollte es hinhauen. Die ersten Nächte werden sehr intensiv werden, dann werden die Satelliten nach allen Richtungen vermessen", so Koudelka.

Die beiden Satelliten sind mit der Bodenstation in Graz und jenen der Universität Wien und der TU Wien verbunden. "Im Rahmen der Mission ist jedes Land für seine eigenen Satelliten zuständig, aber jede Bodenstation kann die Daten der anderen abrufen. Die Umlaufzeit der Satelliten beträgt 102 Minuten. Davon steht er für rund zehn bis zwölf Minuten mit der Bodenstation in Graz in Kontakt. "Wir gehen davon aus dass wir die Daten von sechs Umläufen täglich bekommen", schilderte der Grazer Projektleiter.

Messung von Helligkeitsschwankungen

Die baugleichen österreichischen Nano-Satelliten - Würfel mit einer Kantenlänge von 20 Zentimetern und einer Masse von je 6,8 Kilogramm - sind Teil der internationalen Mission "BRITE" ("Bright Target Explorer") und werden als erste von insgesamt sechs kleinen Satelliten im Orbit Daten über Helligkeitsschwankungen sehr heller und massenreicher Sterne sammeln. Daraus erhoffen sich die Forscher Verbesserungen der Theorien über den Aufbau von Sternen und über die Geschichte des Universums.

"TUGSAT-1" wurde von der TU Graz entwickelt und gebaut, der baugleiche "UniBRITE" im Auftrag der Uni Wien vom Space Flight Laboratory der Universität Toronto (Kanada). Die Kosten für Hardware, Bau und Test von "TUGSAT- 1" liegen laut Koudelka bei rund 450.000 Euro (ohne die Aufwendungen für den Start).

Jubelstimmung in Graz

Der Take-off der Rakete mit der österreichischen Fracht wurde im Hörsaal der TU Graz in der Inffeldgasse von rund 120 Gästen mit Spannung mitverfolgt. Danach herrschte unter den Besuchern Jubelstimmung. Die Erleichterung nach der erfolgreichen Aussetzung der Satelliten war groß und fand ihren Ausdruck in minutenlangem Applaus.

"Für Österreich und unser Engagement im Weltraum hat dieses Ereignis durchaus eine historische Bedeutung", hielt Harald Posch, Leiter der Agentur für Luft- und Raumfahrt, fest. Als eine "Sternstunde nicht nur für die TU Graz sondern für den gesamten österreichischen Forschungsstandort", bezeichnete TU-Rektor Harald Kainz den Raketenstart.

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) bezeichnete den Start bei der Übertragung in einen Veranstaltungssaal der Uni Wien als "spektakulären Erfolg". Er sei eine Bestätigung dafür, dass sich österreichische Unis weltweit behaupten können. Der Minister strich im Rahmen des Launch-Events auch die positive Entwicklung der Astronomie und Astrophysik in Österreich hervor. Für den Rektor der Uni Wien, Heinz Engl, ist die mehr als achtjährige Geschichte des Projekts ein Beispiel dafür, dass man in der Wissenschaft "einen langen Atem braucht".

"BRITE" wird 2014 komplett sein

Auch in Wien wurde der erfolgreiche Start erleichtert aufgenommen. Rektor Heinz Engl strich vor allem die Kooperation zwischen den beteiligten heimischen Universitäten hervor. Komplett wird die Nanosatelliten-Konstellation "BRITE" voraussichtlich erst 2014 sein. Der erste polnische und die beiden kanadischen Satelliten werden sich Ende dieses Jahres zu "TUGSAT-1" und "UniBRITE" gesellen. Der zweite polnische Satellit wird dann 2014 das Sextett komplettieren, wie Werner Weiss von Institut für Astrophysik der Universität Wien im Rahmen des Launch-Events an der Uni Wien erklärte.

Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ) betonte in einer Aussendung, dass mit dem Start gleich zwei Weltpremiere gelungen seien: die ersten Austro-Satelliten im All und weltweit die einzige Nano-Satelliten-Konstellation, die in der Erdumlaufbahn kreise. Die Ministerin erinnerte an die rasant steigende Bedeutung dieses Forschungs- und Entwicklungszweigs: "Heimische Unternehmen machen als Zulieferer von Weltraum-Spitzentechnologie bereits jährlich Umsätze von mehr als 125 Mio. Euro", rund 100 Firmen mit 1.000 Mitarbeitern seien im heimischen Raumfahrtsektor tätig. Laut Bures betragen die Gesamtkosten der Satelliten-Mission 1,5 Mio. Euro, vom Infrastrukturministerium kommen dafür 340.000 Euro.

(APA)

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