Endlich ran an die Boni!

Die EU zwingt die Banken, statt Boni einfach höhere Grundgehälter zu bezahlen.

Bankerboni! Ein dicker Fisch, eine Wohltat für die 754 Mitglieder des EU-Parlaments, die beim Pendeln zwischen Straßburg und Brüssel sicherlich der eine oder andere Gewissensbiss befällt – ob der Tatsache, dass sie den europäischen Steuerzahler trotz weitgehender Bedeutungslosigkeit Jahr für Jahr eine schöne Stange Gemeinschaftswährung kosten. Zeit, sich nützlich zu machen, werden sie sich gedacht haben. Also ran an die Boni. Trifft ja die Richtigen. Die Banker sind nicht zuletzt – da sind sich 99 Prozent der Ökonomen weltweit einig – völlig allein schuld an der Krise.

Nun wollen wir es uns auch nicht allzu einfach machen und halten fest: Klar verdienen manche Maßanzugstypen groteske Geldsummen für – ja wofür eigentlich? Wozu sollen die auch noch Boni kassieren, während in Spanien jeder zweite junge Mensch arbeitslos ist? Kann ich auch nicht beantworten. Aber: Die neuen Regelungen werden eher nicht zu niedrigeren Bankergehältern führen – sondern vielleicht sogar zu deutlich höheren Grundgehältern, weil ja die Boni dann begrenzt sind.

Das stört die Politiker nicht besonders, weil höhere Gehälter zu höheren Steuereinnahmen führen. Aber die paar tausend Spitzenbanker, die die Boniregelung wirklich treffen wird, dürften im Rechnen nicht die schlechtesten sein. Und so ein Privatjet zum Vorstellungsgespräch in Hongkong oder New York ist schnell gebucht.


nikolaus.jilch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Treichl gegen Bonusvorschriften: "Sind keine Zockerbuden"

Andreas Treichl, Chef der Erste Bank, hält nichts von den neuen Bonusregeln: "Das ist eine rein politische Aktion." Auch wenn die Erste Bank zuletzt in die Gewinnzone zurückgekehrt ist, bleibt Treichls Grundgehalt von 1,2 Millionen Euro stabil. Sein Bonus steht noch nicht fest.
begrenzt erstmals BankerBoni
International

"Revolution im Finanzmarkt": EU begrenzt Banker-Boni

Bonuszahlungen dürfen ab dem Jahr 2014 nicht mehr höher sein als das Gehalt. Experten rechnen aber damit, dass nun die Fixgehälter der Top-Banker deutlich steigen werden.
Wall Street
International

Wall Street: Banker-Boni steigen wieder

Im vergangenen Jahr erhielten Wall-Street-Banker durchschnittlich 121.900 Dollar an Bonuszahlungen. Das ist eine Steigerung um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr.
A pedestrian passes 'The Banker' public house in the financial district of the City of London
International

Deutsche Banken warnen vor zu starker Boni-Regulierung

Der Vorschlag des EU-Parlaments werde für zu weitreichend erachtet. Das Verhältnis von Boni und Festgehalt soll frei entschieden werden können.
Keine Einigung Briten blockieren
International

Briten blockieren strengere Banker-Boni-Regeln

Die EU-Finanzminister können sich nicht auf eine endgültige Einigung zur Begrenzung der Banker-Boni verständigen. Es kommt zu Nachverhandlungen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.