Lateinamerika

Die Drogendeals des Sohnes bringen Kolumbiens Präsidenten ins Wanken

Nicolás Petro muss sich vor der Justiz verantworten.
Nicolás Petro muss sich vor der Justiz verantworten. APA / AFP
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Dem 37-jährigen Spross des Staatsoberhaupts werden Geldwäsche und Drogengeschäfte vorgeworfen. Nun wurde er verhaftet. Zum Verhängnis wurde ihm offenbar auch eine Affäre mit einer der engsten Freundinnen seiner Frau. Die Betrogene packte daraufhin aus.

Gustavo Petro setzt historische Meilensteine. Vor gut einem Jahr wurde er zum ersten linken Präsidenten Kolumbiens gewählt – nun ist er der erste Amtsträger in der Geschichte des Landes, der einen Sohn hinter Gittern hat. Am Wochenende verhafteten Sicherheitskräfte in der karibischen Hafenstadt Baranquilla den 37-jährigen Nicolás Petro, der die politische Bewegung seines Vaters als Abgeordneter im Parlament des Departements Atlantico vertritt. Auch wenn die offizielle Anklageeröffnung erst am Dienstag stattfinden sollte, wurden bereits im Vorfeld die Vorwürfe bekannt: Geldwäsche und illegale Bereicherung. 

Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen 600 Millionen kolumbianische Pesos, die Nicolás Petro im Vorjahr von Unternehmern und mutmaßlichen Drogenhändlern der Küstenregion erhalten haben soll, um den Wahlkampf seines Vaters zu unterstützen. Die Spender sollen darauf gehofft haben, dass ein Präsident Petro ihnen später dabei helfen werde, drohende Haftstrafen abzuwenden. Der Führer der Linkskoalition „Demokratischer Pakt“ war ja mit dem Versprechen einer großen, nationalen Aussöhnung ins Rennen gegangen, die auch Amnestien beinhaltet. Offensichtlich erhofften sich die Geldgeber hier Vorzugsbehandlung. 

Aber wie es nun aussieht, haben sie schlecht investiert: Denn erstens hat Nicolás Petro die umgerechnet 1,4 Millionen Euro offenbar nicht an den Vater weitergeleitet, sondern in seinen eigenen – sehr luxuriösen – Lebenswandel investiert. Und zweitens war der Junior dumm genug, seine Frau mit einer ihrer engsten Freundinnen zu hintergehen.

Chatprotokolle mit dunklen Financiers

Was folgte, hätte sich ein Drehbuchschreiber einer Telenovela nicht dramatischer ausdenken können. Die hintergangene Daysuris Vásquez packte aus. In einem langen Interview erklärte sie dem Wochenmagazin „Semana“ die Geschäfte ihres Ex-Ehemannes. Und sie zeigte Chat-Protokolle zwischen Petro Junior und den dunklen Financiers.

Dieses im März publizierte Interview bewog die Strafverfolger, die Kontobewegungen des Abgeordneten einzusehen – und diese überstiegen erheblich Nicolás Petros Einkünfte. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Verdächtigen wurden am Wochenende 25 Millionen Pesos in bar gefunden, umgerechnet etwas mehr als 6000 Euro. Zudem nahmen die Ermittler Computer und Telefone mit. Danach wurde Petro zu einer ersten Anhörung geladen. Und dabei kam es zu einem unterkühlten Wiedersehen mit seiner Ex, die ebenfalls verhaftet worden war. 

Daysiris Vásquez ließ über ihre Anwälte erklären, dass sie von den Justizbeamten korrekt behandelt werde – im Gegensatz zu Beschwerden von Nicolás Petros Anwalt über einen aggressiven Umgang mit seinem Mandanten. Kolumbianische Experten vermuten, dass Vásquez versuchen könnte, mit weiterer Auskunftsfreude vor der Justiz einer längeren Haftstrafe zu entkommen. Noch sitzt auch sie ein, ebenfalls wegen Geldwäsche. 

Maximum 13 Jahre Haft

Ihrem Ex droht eine lange Haftstrafe, das maximale Strafmaß beträgt 13 Jahre. Zudem könnte ein Gefängnisaufenthalt für Nicolás Petro wenig angenehm werden, denn es ist davon auszugehen, dass die hintergangenen Financiers gute Kontakte zu Insassen den Haftanstalten haben. 

Der Präsident, der sich mehrfach über die Justiz beschwerte, hat kühl auf die Nachricht aus Baranquilla reagiert. Er versprach, sich nicht in die Ermittlungen des Generalstaatsanwalts einzumischen „und seine Entscheidungen nicht unter Druck zu setzen“.

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