Wien

Das erste Grün in der Betonwüste namens Museumsquartier

Im Haupthof des Museumsquartiers grünt es bereits, die anderen Höfe sowie der Vorplatz sollen bald folgen.
Im Haupthof des Museumsquartiers grünt es bereits, die anderen Höfe sowie der Vorplatz sollen bald folgen.APA / Georg Hochmuth
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Das Wiener Kulturareal soll begrünt werden. Die ersten Pflanzen stehen schon im Haupthof - vorerst allerdings in Töpfen. Erst in drei Jahren sollen sie in den Boden verpflanzt werden.

Minze, Seidenbaum und Rosmarin – die Begrünung des Museumsquartiers (MQ) in Wien hat begonnen. Binnen drei Jahren sollen hier 30 Prozent des 11.000 Quadratmeter großen Areals bepflanzt werden. Die Direktorin des MQ, Bettina Leidl, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sowie die zuständige Landschaftsarchitektin, Anna Detzlhofer, sprachen bei einer Pressekonferenz am Mittwoch über die Pläne für die bisherige Betonwüste.

Schon zu Beginn des Jahres gab Leidl „MQ goes green“ als Motto aus. Damit verbunden sind Maßnahmen gegen den Klimawandel. Demnach soll im Museumsquartier auf erneuerbare Energien umgestiegen, Energie eingespart, die Mobilität reduziert und die Außenflächen begrünt werden. Letzteres wird nun als Erstes in Angriff genommen. Ziel sei vor allem, die Temperatur in den Innenhöfen abzusenken und so die Aufenthaltsqualität dort zu verbessern. „Gerade die letzten Wochen haben gezeigt, dass es hier im Sommer durch die Steinfassaden und Bodenversiegelung extrem heiß wird“, sagt Leidl. Mit der Begrünung könne man die Temperatur um sieben bis zehn Grad absenken. Auch verbessere man dadurch die Biodiversität der Stadt. Budgetiert ist das Ganze mit 70.000 Euro pro Jahr.

Dschungel und Rosa Wolke

Vor einigen Monaten wurde deshalb ein Wettbewerb unter Landschaftsarchitektenbüros ausgeschrieben. Eine fünfköpfige Jury wählte Anna Detzlhofer von D/D Landschaftsplanung mit ihrem Projekt „MQ in morphosis“ zur Siegerin. Das Projekt sieht unterschiedliche Themen für jeden der Höfe vor. So sollen im Haupthof Bäumen, wie Seidenakazien oder Zelkoven, sowie Pflanzen, wie Federgras oder Sonnenhut für „Mediterranes Flair“ sorgen. Im Fürstenhof soll künftig „Dschungel-Stimmung“ herrschen. Der Staatsratshof ist mit Waldkiefern sowie immergrüner Wolfsmilch und Palmlilien dem Thema „Pink Cloud“ (Rosa Wolke) gewidmet. Auf dem Vorplatz soll ein „Parlament der Klimabäume“ entstehen. Hier werden zehn ausgewählt Bäume samt Infotafeln stehen – „als Plädoyer für den Aufbruch und notwendige Veränderungen in der Gestaltung und Planung von urbanen Räumen“, heißt es.

Grüne Inseln zieren nun den grauen Boden..
Grüne Inseln zieren nun den grauen Boden..APA / Tanja UngerbÖck

Bei der Auswahl der Pflanzen habe man besonders darauf geachtet, dass sie sowohl hitzeresilient, als auch winterfest sind, sagt Leidl. „Es kommen nur Pflanzen her, die sich bei uns auch in 20 Jahren noch wohlfühlen werden“, so die Direktorin. „Wir wollen grüne Inseln schaffen und eine Art Wald simulieren“, erklärt Detzlhofer. Die Bäume sollen sich demnach gegenseitig beschatten und beschützen. Zudem wird es eine Unterpflanzung mit Stauden und Gräsern geben. Hier kommen unter anderem Rosmarin, Minze und Sieben-Söhne-des-Himmels-Sträuche zum Einsatz. Die genauen Pflanzenlisten werden vor Ort ausgeschildert.

Pflanzen vorerst in Töpfen

Die ersten Pflanzen sind schon im Haupthof zu sehen. Aktuell stehen sie dort allerdings noch in Töpfen und auf Holzpaletten am Boden. Denn die Maßnahmen sind zurzeit nur temporär. Mit der Begrünung gehen nämlich auch Vorbereitungen zum Umstieg auf erneuerbare Energien im Museumsquartier einher – konkret auf Geothermie und Fernkälte. Die baulichen Maßnahmen, die hierfür nötig sind, werden derzeit geprüft. Ergebnisse sollen spätestens im Oktober vorliegen. „Dann hoffen wir, dass wir 2026 die Höfe entsiegeln und die technische Infrastruktur einleiten können“, sagt die Direktorin. Das heißt, dass man dann auch die Bäume, Gräser und Stauden fix in den Boden pflanzen werde. Auf die Frage, warum das so lange dauere, antwortet Leidl, dass man sich nun mal nicht auf einer grünen Wiese befinde, wo man einfach aufreißen könne. „Aber, wenn wir in drei Jahren mit der Entsiegelung beginnen, können wir schon stolz sein“.

Die Pflanzen, die sich bereits am Areal befinden, sind aktuell noch im Jugendstadium. Sie müssten sich erst langsam an das Klima der Stadt gewöhnen. Gefördert werde das durch die speziellen Behältnisse, sogenannte Air-Pots, in die sie gepflanzt wurden, erklärt Detzlhofer.

Federgras und Sonnenhut sollen für ein mediterranes Flair im Haupthof sorgen.
Federgras und Sonnenhut sollen für ein mediterranes Flair im Haupthof sorgen.APA / Georg Hochmuth

Für Bürgermeister Ludwig ist die Begrünung des Kunst- und Kulturareals ein „wichtiges Puzzlestück“, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen. Seit 20 Jahren habe man bereits ein Klimaschutzprogramm, weshalb auch der CO₂-Verbrauch pro Kopf in Wien nur halb so groß sei wie der Durchschnitt in Österreich.

Ludwig weist Kritik zurück

Der Kritik von Expertinnen und Experten, wonach Wien zwar ambitionierte Ziele habe, diese aber nur halbgar umsetzt bzw. nur Kosmetik betreibe, widerspricht Ludwig. Die Stadt habe in den letzten Jahren den Grünraumanteil von 50 auf 53 Prozent erhöht.

„Wir haben bewiesen, dass wir Asphalt aufreißen und Grünflächen schaffen“, meint der Bürgermeister, „aber natürlich kann man immer mehr machen, keine Frage“. Die Begrünung des Museumsquartiers zeige jedoch, dass man auch dort, wo es schwierig sei, die Aufenthaltsqualität durch Grünraum steigere.

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