Satan ist ein Schwarzer und Obama der Antichrist

Satan Schwarzer Obama Antichrist
Satan Schwarzer Obama Antichrist(c) EPA (Doug Mills)
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In der amerikanischen TV-Serie „The Bible“ ist der Teufel nicht nur dunkelhäutig, er ähnelt angeblich dem US-Präsidenten: Zufall? Und darf ein Teufel heute noch Schwarz tragen?

Ein düster blickendes Gesicht mit dunkler Haut unter schwarzer Kapuze, daneben die düstere Miene des US-Präsidenten: Diese Fotomontage kursiert im Internet und lässt tausende User und Journalisten diskutieren: Sieht der Teufel in der neuen US-TV-Serie „The Bible“ absichtlich Barack Obama ähnlich?

Wohl nicht zufällig hat ein religiöser Konservativer, der bekannte Moderator Glenn Beck, auf Twitter die Debatte ausgelöst. Wer Obama nicht schon vorher mit dem Teufel assoziiert hat, wird die bescheidene Ähnlichkeit kaum bemerken. Auch die Macher sprechen von „Unsinn“.

In gewissen evangelikalen, der Apokalypse zugeneigten Kreisen aber ist das Bild Barack Obamas als Inkarnation des Bösen so verwurzelt, wie es früher bei Saddam Hussein oder Osama bin Laden der Fall war (während noch 2006 14Prozent der US-Bürger George W. Bush für einen „Auserwählten Gottes“ hielten).

Spätestens seit der Gegenreformation, wo wahlweise der Papst und Luther als Teufel porträtiert wurden, ist es nicht nur in Karikaturen beliebt, politische Gegner in Teufelsgestalt darzustellen. 1999 etwa führte eine Suchanfrage auf Google beim Ausdruck „böser als der Teufel selbst“ zur Website von Microsoft.

Aber „Devil Obama“ ist mehr als eine Metapher. Viele sind überzeugt, er sei der in der Bibel angekündigte Antichrist oder zumindest dessen Vorläufer. 14 von 16 in der Bibel genannten Charakteristika des Antichristen träfen auf Obama zu, liest man etwa. Eine Zeitlang konnte man auf der konservativen Website Redstate.com sogar Tassen und T-Shirts kaufen, darauf ein Obama-O mit Hörnern und der Unterschrift „Der Antichrist“. Neuerdings müssen sich Apokalyptiker übrigens zwischen Obama und Papst Franziskus entscheiden: Auch er wird dieser Tage als angeblich von Prophezeiungen vorausgesagter Antichrist gehandelt.

Mindestens eines hat der Teufel in „The Bible“ mit Barack Obama gemeinsam: Er ist dunkelhäutig. Jesus dagegen ist ein schöner Weißer. Auch das hat Tradition. Schon der heilige Hieronymus meinte, dass die Äthiopier wegen ihrer Sünden so schwarz seien, auch die Mormonen lehrten das früher. 1963 kehrte der radikale Bürgerrechtler Malcolm X diese Sicht nicht minder rassistisch ins Gegenteil: „Die Tage des weißen Teufels sind gezählt“, verkündete er. „Selbst die Religion ist Zeuge weißer Vorherrschaft. Ein weißer Jesus! Eine weiße Jungfrau! Weiße Engel! Alles weiß!“

Ein dunkelhäutiger Teufel gilt zu Recht als problematisch. Aber wie weit kann man mit der antirassistischen Verteufelung von Schwarz als Farbe des Bösen gehen? Was ist mit einem schwarz gekleideten Teufel? Der deutsche Verein „Lesbische Migrantinnen und Schwarze Lesben“ würde das sicher ablehnen. Er beschwerte sich 2008 über einen „diskriminierenden“ Buchtitel, der die Farbe Schwarz negativ bewerte. Das Buch „Mein schwarzer Hund“ behandelte Depressionen.

Mail: anne-catherine.simon@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2013)

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