Die ÖFB-Elf feierte gegen Färöer einen 6:0-Sieg und tankte damit Selbstvertrauen für das Duell mit Irland. Philipp Hosiner legte den Grundstein.
Österreichs Fußball-Nationalmannschaft hatte sich in den vergangenen beiden Länderspielen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Das machte sich daher beim Besuch am Freitagabend im Happelstadion bemerkbar. Nur 24.000 Zuschauer wollten die Mannschaft von Marcel Koller sehen, dabei standen die Vorzeichen günstig, einige Tore feiern zu können. Der Gegner hieß Färöer, einer der letzten Fußballzwerge in Europa. Sensationelle Kraftakte, die in die Geschichte eingehen, finden nur alle heiligen Zeiten statt.
Landskrona 1990 hat der Gegner schon zelebriert. Diesmal hatten die Färöer beim 0:6 in Wien keine Chance.
Die Österreicher machten das, was man gegen einen krassen Außenseiter tun muss. Sie machten Druck, spielten schnell, machten das Spielfeld breit, suchten die Offensive. Teamchef Koller wollte mit seiner Personalentscheidungen diesmal nicht überraschen, erst kurz vor Spielbeginn war er dann doch zu einer Umstellung gezwungen. Marc Janko, zuletzt in der Türkei nicht erste Wahl, verletzte sich beim Aufwärmen, stand daher nicht zur Verfügung. Für ihn rutschte Philipp Hosiner in die Startformation.
Damit begannen nur neun Legionäre, es waren auch schon einmal elf. Im Tor stand Heinz Lindner, der weniger mit dem Gegner als mit den tiefen Temperaturen zu kämpfen hatte.
Hosiner fügte sich ideal ein, dahinter lauerten die offensiven Mittelfeldspieler Ivanschitz, Arnautovic, Junuzovic. Seine dritte Möglichkeit nützte der Austria-Torjäger dann zu einem ersten Teamtreffer. Nach nur 40 Sekunden hatte er die erste Chance, nach acht Minuten die zweite, in der achten Minute fiel das 1:0 – Hosiner war nach Fuchs-Vorarbeit zur Stelle. „Jetzt geht's los“, hallte es durch den Prater.
Es folgte eine Schwalbe von Hosiner, aber auch das 2:0 (20.). Es war ein halbes Eigentor des Gegners, der da ein gewaltiges Geschenk verteilte. Aber Hosiner bewies auch das richtige Näschen. Die Färöer waren schon bald geschlagen. Als Ivanschitz den Ball gefühlvoll ins linke lange Eck schlenzte (28.), war die Partie eigentlich schon entschieden. Der Widerstand des Gegners war gebrochen, Österreich schien auf dem besten Weg zu einem Schützenfest zu sein. Man musste bis zur 43. Minute warten, dann durfte auch Heinz Lindner einmal einen Ball berühren. Bis zu diesem Zeitpunkt war er arbeitslos.
Selbstvertrauen für Irland-Spiel
Nach der Pause ließen die Österreicher die Zügel etwas schleifen, nur ein Alaba-Lattenschuss sorgte für Unterhaltung. Es fehlte der Nachdruck, die Führung war ungefährdet. Erst im Finish legte die Koller-Elf wieder einen Zahn zu, erhöhte das Tempo und suchte den Abschluss. Das hatte auch mit den Legionären zu tun:
Zlatko Junuzovic (Werder) erhöhte zunächst auf 4:0 (77.), David Alaba (Bayern) fixierte das 5:0 (78.) und Gyruri Garics (Bologna) machte das halbe Dutzend voll - mit kräftiger Mithilfe des Färöer-Torhüters (82.). Es schien, als ob man mit Kanonen auf Spatzen schießen würde. Die Österreicher tankten Selbstvertrauen für das Duell mit Irland am Dienstag. Auf der Insel aber wird ganz bestimmt ein anderer Wind wehen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.3.2013)