Zentralafrika: Präsident geflohen

Zentralafrika Praesident geflohen
Zentralafrika Praesident geflohen(c) REUTERS (STRINGER)
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Rebellen haben nach mehrtägiger Offensive die Hauptstadt Bangui erobert. Staatschef François Bozizé soll sich über die Grenze in den Kongo abgesetzt haben.

Bangui/Paris/Pretoria/Ag. In der Zentralafrikanischen Republik haben Rebellen am Sonntag nach einer mehrmonatigen Offensive die Hauptstadt Bangui erobert, Präsident François Bozizé (66) ist nach Angaben eines seiner Berater über einen Fluss in den Kongo geflohen. Die dortige Regierung gab allerdings am Sonntagnachmittag an, nichts von einer Einreise des gestürzten Staatschefs, der das Land mit seinen rund fünf Millionen Einwohnern seit 2003 regiert hatte, zu wissen.

Die Rebellenbewegung Seleka verkündete unterdessen die Einnahme des Präsidentenpalastes in Bangui. Zuvor hatte es schwere Kämpfe in der Hauptstadt, vor allem um den Präsidentensitz, gegeben.

Die Seleka hatte sich im Dezember im Norden des Landes gegen die Regierung erhoben und einige Landesteile erobert, schloss aber im Jänner einen Friedenspakt, nachdem Frankreich, die USA und mehrere afrikanische Länder Truppen in das Land geschickt hatten.

Vergangenen Mittwoch aber kündigten die Rebellen den Frieden auf, weil die Regierung sich nicht an die Abmachung gehalten habe, und setzten zu einem schnellen Stoß auf Bangui an, dem die kleinen, kaum 4500 Mann starken Streitkräfte nicht standhielten.

Südafrikanische Soldaten tot

Bereits am Samstag waren die Rebellen in Bangui eingedrungen, dort herrschte Beobachtern zufolge große Angst, es soll zu weitläufigen Plünderungen gekommen sein. Zudem gibt es Berichte, dass die Rebellen eine Einheit südafrikanischer Soldaten der Interventionstruppe angegriffen haben sollen. Mindestens sechs Südafrikaner seien gefallen und mehrere Militärfahrzeuge zerstört worden.

Sicherheitsrat einberufen

Die frühere Kolonialmacht Frankreich beantragte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates. Frankreich hat in dem Land derzeit 250 Soldaten stationiert und Verstärkungen gesandt. In dem Land leben etwa 1200 Franzosen, die meisten davon in Bangui.

Die Zentralafrikanische Republik war 1960 unabhängig geworden. Das Land, das an andere Krisenstaaten wie den Kongo und den Sudan grenzt, ist seit Langem von politischer Instabilität und Gewalt geprägt. Trotz reicher Rohstoffvorkommen an Diamanten, Gold und Uran gehört es nach wie vor zu den ärmsten Staaten der Erde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2013)

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